JESUS AND MARY CHAIN

Damage And Joy

Dass sich Jim und William Reid wieder mögen, nachdem bei der Studioarbeit am 1998er Album „Munkie“ der ewige Streit der beiden Brüder scheinbar final eskaliert war, war schon seit 2005 bekannt. Damals gab es ein erstes Lebenszeichen von SISTER VANILLA.

Im Januar 2007 dann die Meldung, dass die Band auf dem Coachella Festival in Kalifornien erstmals wieder ein Konzert spielen werde, und im April des Jahres kam dann das erste und einzige SISTER VANILLA-Album „Little Pop Rock“ – kein richtiges THE JESUS AND MARY CHAIN-Album, aber fast, waren hier doch Jim und William Reid mit ihrer Schwester Linda als Sängerin zu hören.

Seitdem war die 1983 nahe Glasgow gegründete Band wieder aktiv, spielte immer wieder auf großen Festivals – allein, es kam kein neues Album, zehn Jahre lang! Jim Reid sagt dazu: „2007 ging ich davon aus, dass William und ich nie wieder ins Studio gehen.

Die Entstehung des letzten Album war so schwierig gewesen, und ich hatte die Sorge, dass ein neues Album wieder so eine Erfahrung werden würde. Nur daran zu denken, führte mich schon den Rand eines Nervenzusammenbruchs.

[...] Irgendwann fiel mir dann aber auf, wie viel Zeit seit der letzten Platte wirklich schon vergangen war, und ständig wollte jemand wissen, wann denn nun das neue Album kommt, und da wurde es mir zunehmend peinlich, mich zu entschuldigen.

[...] Also traf ich mich mit William und sagte: ,Okay, ich bin jetzt bereit dazu, lass uns das Album machen.‘“ Nun ist „Damage And Joy“ erschienen, und kein Album habe ich in den letzten drei Monaten, die es mir davor schon vorlag, öfter gehört – einmal Fan, immer Fan! Alle Trademarks sind vorhanden, diese zuckersüßen Melodien, kontrastiert durch die harschen Gitarren und diesen markanten Rhythmus – Tour-Drummer Brian Young ist dafür verantwortlich, für den Bass und auch die Produktion Youth (KILLING JOKE).

„Ich habe gewollt, dass sich alles in Richtung einer klassischen THE JESUS AND MARY CHAIN-Platte bewegt“, erklärt Jim Reid, und das Ergebnis bestätigt ihn. Songs wie „War on peace“, „Always sad“, „The two of us“ oder „Los feliz“ (um nur vier von 14 zu erwähnen, die die Spielzeit auf opulente 53 Minuten pushen), sind wundervolle Neo-Klassiker des Bandrepertoires und beweisen, dass die Reids es auch 34 Jahre nach Gründung der Band drauf haben, all jene an die Wand zu spielen, die ihren genredefinierenden Indierock-Noisepop in drei Jahrzehnten als Blaupause und Hauptinspirationsquelle gewählt haben.

Gelungen ist auch die Einbindung von insgesamt vier verschiedenen Duett-Partnerinnen bei sechs Songs, und da schließt sich dann auch ein Kreis: bei zweien ist das Schwester Linda. „Damage And Joy“ ist alles andere als ein Fan-Milde erforderndes Spätwerk, begeistert nachhaltig und schlägt die Neunziger-Alben.