Der Reverend geht gleich im ersten Song, in der ersten Textzeile seines neuen Albums in die Vollen: „I want to fuck you baby“ singt er und bringt damit auf den Punkt, worum es bei Rock’n’Roll geht. Ich erinnere mich noch dunkel daran, wie ich als Jugendlicher in einem Rocklexikon aus den frühen Achtzigern den Eintrag entdeckte, dass „rocking and rolling“ im Südstaatenslang der USA genau das bezeichne, was (damals war man da noch nicht so weit, das inklusiver auszudrücken) Mann und Frau im Bett machen. Wahrscheinlich bin ich als braver Katholenbub beim Lesen auch noch errötet. Der aktuellste Output des THE MONSTERS-Frontmann und Voodoo Rhythm-Labelbetreibers geht zurück auf eine Aufnahmesession im November 2021. Im Bergdorf Bruso im Wallis ermöglichte das PALP-Festival Beat-Man zusammen mit befreundeten Musikern eine Songwriting- und Recording-Session in einer eher ländlichen Umgebung: Unten der Schafstall (Beweisfotos im Booklet), oben die Musiker:innen. Dazu Weißwein und Raclette. Mit dabei waren Milan Slick (mit ihm hat Beat schon für ENTARTETE MUSIK gearbeitet), Beatrice Graf (ESTER POLY), Benjamin Glaus von den Rockabillys SKINNY JIM TENNESSEE sowie der griechische Koch und Musikgourmet K. Lou. Innerhalb von sechs Tagen entstand so dieses Album, das in der grundsätzlichen Klangfarbe nicht aus dem Werkkanon von Beat-Man ausschert, aber im Detail durchaus anders ist. Die Produktion etwa wirkt „dicker“, nicht immer so trashig, ist bisweilen sogar richtig weich und warm und rund, siehe „Back in hell“ und „You’re on top“. Ein tolles Album mit interessanter Entstehungsgeschichte – ich wäre gerne als Beobachter dabei gewesen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #164 Oktober/November 2022 und Joachim Hiller