ISIS sind die NEUROSIS dieses Jahrzehnts: Vor zehn Jahren standen die Leute mit offenen Mündern vor der Bühne, als Steve von Till und Co. die Lieder von "Souls At Zero" und "Enemy Of The Sun" zelebrierten.
Sie kombinierten Hardcore, ProgRock und Doom zu einem neuen Genre, das damals glücklicherweise noch keiner als "Post Metal" zu bezeichnen wagte - genau dies ist aber heute der Fall, denn im englischen Sprachraum müssen sich NEUROSIS und die sich gerne auf sie beziehenden ISIS (wie GODFLESH, SUNN O))), PELICAN, MELVINS, CULT OF LUNA oder JESU auch) immer wieder diese grausige Typisierung gefallen lassen, steht "Metal" für mich doch bis heute für die schlimmsten und peinlichsten Auswüchse der gesamten Rockmusikgeschichte.
Während sich NEUROSIS heute längst aus dem zum Bombast neigenden Genre des - so mein Vorschlag - "Ambient Rock" zurückgezogen haben, zu kauzigen Soundbastlern mit spürbar geringerer Massenwirkung wurden, genießen ISIS seit drei, vier Jahren immer stärker anwachsende Beachtung.
Davon profitiert seit geraumer Zeit auch das von Frontmann Aaron Turner betriebene Label Hydra Head, das neben Ipecac zum wichtigsten Label dieses nicht wirklich exakt abgrenzbaren, ein heterogenes, von Langhaar-Metallern bis zu Hardcore-Kids reichendes Publikum anziehenden Genres geworden ist.
"In The Absence Of Truth", ISIS' viertes Album und ihr drittes für Ipecac, wartet beruhigenderweise mit keinen verwirrenden Innovationen auf, ist die konsequente Fortsetzung von "Oceanic" (2002) und "Panopticon" (2004), ein weitgehend instrumentales, gewohnt bombastisches Surround-Sound-Erlebnis für Menschen, die sich bei aller Wertschätzung für die heiligen drei Akkorde des Punkrocks auch eingestehen können, auf so ein körperliches, beinahe schon den Schockwellen eines Erdbebens gleichendes Klangerlebnis zu stehen.
Das große Verdienst von ISIS ist einmal mehr, stimmungsvolle Musik ohne Kitsch und ohne ProgRock-Verkopftheit produzieren zu können, und das unterscheidet sie sowohl von Pathos-triefendem Drachentöter-Metal wie den oft eine Spur zu arty auftretenden MARS VOLTA.
Ganz großes (Kopf-)Kino. (64:44) (9)
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