ISIS

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Maritimes Noise-Unwetter

Musikfreunden der etwas noisigeren Gangart dürften die werten Herren um Mastermind und Frontmann Aaron Turner schon länger ein Begriff sein, gelten die fünf Amis doch als legitime Nachfolger der Göttercombo NEUROSIS. Nach etlichen EPs und Ausflügen auf die verschiedensten Labels schipperten ISIS mit ihrem neuesten Meisterwerk namens “Oceanic” auf das Kultlabel Ipecac zu und dürften somit endlich auch einer breiteren Masse zu teil werden. Kurz vor Heiligabend vollzog meine gestresste Person mit einem ebenso beschäftigten Aaron Turner via Telefon das schon länger fällige Interview.


Bezieht sich ISIS in irgendeiner Form auf die ägyptische Mytholgie, oder was hat es damit auf sich?


Wir haben uns den Namen ausgesucht, weil wir den Klang des Wortes mochten und weniger aufgrund einer bestimmten Bedeutung. Nach und nach konnten wir uns jedoch immer mehr mit diesem Bandnamen und der dahinter steckenden Mythologie identifizieren und haben daraus für uns und unsere Musik eine eigene Bedeutung herleiten können.

Anfangs wurdet ihr häufiger mit Bands wie EYEHATEGOD oder BUZZOV-EN verglichen, während später in eurer Entwicklung Namen wie NEUROSIS, GODFLESH und sogar RADIOHEAD hinzu kamen. Würdest du sagen, dass ISIS nun mit dem neuen Album “Oceanic” eigenständig klingen?

Ich würde sagen, es ist normal, wenn du in einer Band spielst, dass du dich auf bestimmte Vorbilder beziehst. Wir wollen auch unsere Einflüsse nicht verbergen, aber ich behaupte einfach mal, dass wir mit ‚Oceanic’ schon wesentlich eigenständiger und origineller sind, und wissen nun, was wir machen wollen. Es freut mich, wenn Leute uns an unserem Sound wiedererkennen können. Aber generell greifen wir Ideen anderer Bands auf und versuchen diese für uns weiter auszuarbeiten bzw. zu perfektionieren.

“Oceanic” erschien vor geraumer Zeit auf Ipecac, wobei eure vorherigen Releases immer auf verschiedenen Labels veröffentlicht wurden. Hat das einen bestimmten Grund gehabt?

Mit Ipecac haben wir endlich ein Label gefunden, mit dem wir voll und ganz zufrieden sind. Der Grund, wieso unsere EPs und unser erstes Album auf verschiedenen Labels rauskamen, ist der, dass wir uns nicht einschränken wollten und nach Möglichkeiten suchten, unsere Musik einer breiten Masse mit unterschiedlichen Musikgeschmäckern vorzustellen. Ipecac haben in dieser Hinsicht absolute Narrenfreiheit und behandeln alle Bands mit dem gleichen Respekt.

Also ist Ipecac jetzt endlich eine feste Heimat für ISIS?

Ja, auf jeden Fall. Unsere nächste Platte wird, wenn alles weiterhin so gut läuft, auch wieder auf Ipecac rauskommen. Insofern haben wir tatsächlich endlich ein Zuhause gefunden.

Du führst ja auch das recht bekannte Hydra Head-Label, erzähl mal ein bisschen von den Anfängen.

Ich begann mit Hydra Head, als ich noch zur Highschool ging, so mit 15, 16 Jahren. Anfangs vertrieb ich in meinem kleinen Kaff Punk- und Hardcoreplatten und hatte recht viel Spaß daran. Insofern kam ich dann 1995 auf die Idee, eigene Platten zu veröffentlichen. Ich hatte echt keine besondere Vorkenntnis, wie man so was eigentlich professionell aufzieht, aber ich mache es auch nicht des Geldes wegen. Würde sich auch nicht lohnen.

Wenn ich mir die ISIS-Discographie betrachte, fällt mir besonders die “Red Sea”-EP auf, auch im Vergleich mit der aktuellen Platte. Gibt es vielleicht einen roten Pfaden, der sich durch alle Platten zieht?

Wir versuchen jedem Album ein eigenes Gesicht bzw. Konzept zu geben. ‚Red Sea’ ist aber bei weitem unser unkonzeptionellstes Werk. Die Musik auf einer Platte soll möglichst harmonisch untereinander klingen, was auch durch das Artwork repräsentiert werden soll. Der Grund, wieso du vielleicht glaubst, dass alle unsere Platten miteinander verknüpft sind, liegt vielleicht einfach daran, dass ich persönlich von Platte zu Platte songwritingmäßig meine Gefühle immer besser ausdrücken kann. Unser Ziel ist es, immer mehr zu wachsen und unsere Stärken auszubauen. ‚Oceanic’ ist meiner Meinung nach unser bisher bestes und ausgearbeitetestes Album.

Neben ISIS und Hydra Head Records bist du auch bekannt für dein Artwork. Seit wann machst du das?

Ich zeichne schon, seitdem ich einen Stift in der Hand halten kann, insofern ist es für mich etwas natürliches. Nach der High School besuchte ich eine Kunstakademie, wo ich überwiegend gemalt habe und hier und da auch mal kleine Filmchen gedreht habe. Was jetzt den grafischen Aspekt anbelangt, so habe ich mir den Umgang mit den verschiedenen Grafikprogrammen selber beigebracht.

Wie wichtig ist denn der visuelle Aspekt bei einer ISIS-Liveshow?

Momentan nicht besonders, da wir kaum Geld mit ISIS verdienen und uns somit nicht die ganz großen Projektoren für so was leisten können. Außerdem besteht die Gefahr, dass unsere Kritiker uns dadurch noch mehr den NEUROSIS-Stempel aufdrücken könnten, was wir absolut nicht wollen. NEUROSIS sind live einfach eine Macht, da muss man sich was anderes überlegen, um aufzufallen. Es wäre schon toll, unsere Musik visuell auf der Bühne umzusetzen, mit Performances oder so was in der Art. Das soll jetzt nicht heißen, dass wir Boygroup-mäßig herumtanzen wollen, dafür sind wir einfach zu sehr auf unsere Musik konzentriert. Live musst du dich halt mit ein paar langweiligen Typen begnügen.