Fans sind undankbare Kröten. Glauben, sie wüssten was gut ist für eine Band, projizieren ihre Wunschvorstellungen auf das künstlerische Schaffen anderer, und wenn sie nicht verstehen, was der oder die Künstler da tun, wenden sie sich ab, suchen sich eine saftigere Wiese, wie eine Horde Schafe.
Was diese wenig neue Erkenntnis mit dem neuen, vierten Album der New Yorker INTERPOL zu tun hat? Die Fans der ersten beiden Alben sind verwöhnte Post-Punk-Gourmets, die genau wissen, was sie hören wollen, die INTERPOL für ihre Verehrung gewisser britischer Band der Achtziger geliebt haben und am liebsten gehabt hätten, dass die auf ewig so weiter geht.
Bereits mit „Our Love To Admire“ von 2007 allerdings machten Paul Banks & Co. klar, dass sie nicht bereit sind, diese Erwartungshaltung ohne weiteres weiterhin zu erfüllen. Ja, die grundsätzliche Ausrichtung war geblieben, aber was man an „Antics“ (2004) noch so zwingend gefunden hatte, die Intensität und Nachdrücklichkeit der Band war geschmolzen wie die Gletscher in Zeiten der globalen Erwärmung: Was man schätzte, war noch da, aber weniger davon.
Und nun, 2010, also ein titelloses neues Album, zu dem eine mir nahe stehende, geschmackssichere Person im Blindtest sagte: „Was ist das? Erinnert mich entfernt an INTERPOL.“ Die Gletscherschmelze ist unaufhaltsam, die Weiterentwicklung von INTERPOL auch, und so ist mir nach dem recht schwachen letzten EDITORS-Album gleich eine weitere einst geschätzte Band abhanden gekommen.
Nein, „Interpol“, produziert von Alan Moulder, ist keine schlechte Platte, sie hat ihre Qualitäten, aber gibt mir nicht mehr das, was ich hören will. Auf zu grüneren Weiden.
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