TRIFFIDS

In The Pines CD

Nach der Wiederveröffentlichung von "Born Sandy Devotional" folgen via Domino zwei weitere Schlüsselwerke der großartigen, leider in Vergessenheit geratenen australischen TRIFFIDS. "In The Pines" ist der direkte Nachfolger von "Born Sandy Devotional", ebenfalls 1986 entstanden, und zeigt die TRIFFIDS von einer überraschend reduzierten Seite.

Die wollten nach dem Erfolg von "Born Sandy Devotional" offenbar einen Gang zurückschalten und spielten für wenig Geld in einer Art Scheune - man muss da unweigerlich an ELEVENTH DREAM DAY und ihre in ähnlicher Umgebung eingespielte Platte "Lived To Tell" denken - eine von übermäßigem Studioballast befreite Folkrock-Platte ein, wo die Band auch noch das Inventar der Scheune in den Sound mit integrierte.

Ansonsten gibt es durchaus den typischen, vollständigen Bandsound mit Unplugged-Feeling, wo die traditionelleren Einflüsse der TRIFFIDS allerdings besser zur Geltung kommen, ebenso wie ihr Gespür für wunderschöne Melodien, Darunter findet sich auch Bill Andersons Countrynummer "Once a day", die die bierselige Atmosphäre dieser Aufnahmesession gut wiedergibt.

Im Gegensatz zur alten Vinylversion mit 13 Stücken wurde "In The Pines" um fünf weitere Tracks aus dieser Session ergänzt, wodurch diese eh schon exzellente Platte auf jeden Fall gewinnt.

Zumal sich jetzt mit "Trick of the light", "Blinder by the hour", "Jerdacuttup man" und "One soul less on your fiery list"/"Hometown farewell kiss" bereits vier, noch deutlich bescheidener klingende Nummern vom ein Jahr später folgenden Album "Calenture" in Urversionen auf der Platte finden lassen.

Eigentlich mein persönlicher Favorit der TRIFFIDS, auch wenn ich nach langjähriger Abstinenz ebenfalls extrem fasziniert vom plötzlichen Bombast des Nachfolgers "Calenture" bin, der so klingt, als ob die Band auf dem Sprung nach ganz, ganz oben ist.

Dabei war die Platte eher ein Schwanengesang, denn danach versumpften die TRIFFIDS mit "The Black Swan" im Mainstream und lösten sich auch kurz danach auf. Aber besser als auf "Calenture" haben sie eigentlich nie geklungen.

Die bescheidenen acht Spuren von "In The Pines" scheinen sich verdreifacht zu haben, es passiert so viel innerhalb der Songs, dass man es beim ersten Mal gar nicht so recht mitbekommt, gleichzeitig verpasste PIXIES-Produzent Gil Norton der Platte einen mächtigen wie ungemein transparenten, keinesfalls breiigen Sound.

"Calenture" ist voller herrlicher orchestraler Popsongs, schon der WATERBOYS-mäßige Opener "Bury me deep in love" ist ein echter Hit, die die TRIFFIDS zwar von ihrer poliertesten Seite zeigen, ohne dass ihr charakteristischer Sound dabei verwässert würde, der noch genug dunkle Momente und aggressive Kanten besitzt - man muss sich nur einen Song wie "Unmade love" anhören -, um die Platte zu einem Schlüsselwerk australischer Rockmusik der 80er Jahre zu machen.

Und über allem schwebt David McCombs Gesang, der mehr predigt als singt und der Platte eine zusätzliche spirituelle wie leidenschaftliche Intensität verleiht. Als Bonus gibt es die fünf B-Seiten-Songs der damals veröffentlichten Singles, die vielleicht nicht die Stärke der Album-Tracks besitzen, aber in jedem Fall eine schöne Ergänzung sind, auch wenn der seltsame Disco-Funk von "Love is the fever" recht gewöhnungsbedürftig ist.

Dazu gibt es eine zweite Disc mit Demo-Aufnahmen der Album-Tracks, die für den Fan interessant sein dürften, aber nicht so recht mit den finalen Versionen mithalten können, da klangen die vier "Calenture"-Songs von "In The Pines" bereits wesentlich überzeugender.

Übrigens hatte ich mich bei der Besprechung von "Born Sandy Devotional" mit der Behauptung, dass McCombs 1999 an einer Heroin-Überdosis verstorben sei, etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt.

Dessen langjährige Drogenkarriere in Sachen Alkohol und Heroin hatte zwar Einfluss auf sein Ableben, aber es war wohl sein schlechter Allgemeinzustand - er hatte sich 1996 einer Herztransplantation unterziehen müssen -, der dann zusammen mit den Folgen eines Autounfalls zu seinem Tod führte.

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