Ein Trio aus der US-Hauptstadt Washington, welches in Dissonanz und Sperrigkeit sein musikalisches Heil sucht – da scheint es beinahe unumgänglich zu sein, bei der Beschreibung das Wort „Dischord“ zu erwähnen, erst recht, wenn sich dieses Trio ähnlich kratziger Gitarrenriffs und sprech-singender Vokalbeiträge bedient, wie das Indie-Flaggschiff FUGAZI, die vertonte Ethik vom in D.C.
ansässigen Label Dischord Records. Zugegeben, es fällt nicht sonderlich schwer, diesen ominösen „D.C.-Sound“ (den manch einer herauszuhören, jedoch niemand zu erklären vermag) in die fummelige, schrägakkordische Musik auf „Phosphenes“, dem Debütalbum des Trios, hineinzuhören.
Erschöpfend wäre eine solche Beschreibung aber mitnichten; die neun Album-Songs sind mehr als gesichtslose Replikate eines etwas angestaubten Bezugsmaterials. In lauten Momenten sind IMPERIAL CHINA nah am rhythmusbetonten, sehr perkussiv-ruppigen und hin und wieder auch garagigen Sound von Bands wie BATTLES und DON CABALLERO („All that is solid“) oder auch FRODUS („Invincible“), während andere Momente etwa Dancehall/Reggaeton-Anteile („Bananamite“) oder eine schrullige, flimmernde Schrägheit und schwirrende Tonverknotungen à la ANIMAL COLLECTIVE („Go where airplanes go“) offenbaren.
IMPERIAL CHINA versuchen sich daran, sperrige Grobheit und wabernde Weichheit zusammenzubringen. In diesem Syntheseversuch, der weniger auf Effekt als auf Subtilität abzielt, erinnert mich das Washington-Trio wiederholt auch an YOUNG WIDOWS.
Ähnlich wie die Louisville-Rocker sind IMPERIAL CHINA unglaublich vielfältig und schaffen es bei größtmöglicher Experimentalität Zugänglichkeit zu bewahren – und klingen dabei wohltuend frisch!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #91 August/September 2010 und Konstantin Hanke
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #90 Juni/Juli 2010 und Konstantin Hanke