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HOLD STEADY

Open Door Policy

So überraschend die Ankündigung dieses Albums war, schließlich ist das letzte, „Thrashing Thru The Passion“, nicht mal zwei Jahre alt, auch wenn manche Songs darauf älter waren, so überraschend dürfte der eine oder andere Song auf dem neuen Werk für die Fans sein. Der Opener „The feelers“ rückt zunächst Franz Nicolays Klavier in den Mittelpunkt und beschert einen ruhigen Start in die Platte, die, so viel sei an dieser Stelle verraten, auf schnellere, Punk-orientierte Uptempo-Nummern fast vollständig verzichtet. Einzige Ausnahme ist der Vorabsong „Family farm“. Dafür erkunden sie mit dem Album vorsichtig musikalisches Neuland und Nicolay spielt eine wichtigere Rolle als auf dem Vorgänger, zumindest gehen seine Tasteninstrumente nicht mehr wie bei „Thrashing ...“ im Gitarrengewitter unter, sondern behaupten sich ebenbürtig. „Heavy covenant“ besticht beispielsweise durch ein monotones Drum- und Orgelgemisch und „Me Magdalena“ driftet in so was Ähnlichem wie Jazz ab. Untermalt wird die Produktion, wie schon beim Vorgänger und dem Solowerk von Sänger Craig Finn, von Josh Kaufmann, der für die vielen Bläsersätze in den Songs verantwortlich ist, die den Bandsound nicht nur aufwerten, sondern perfekt ergänzen und voller machen. Finn spricht auf „Open Door Policy“ (wieder) mehr, als dass er singt und bleibt in seinen Lyrics gewohnt rätselhaft. Wie eigentliches jedes THE HOLD STEADY-Album ist auch „Open Door Policy“ ein „Grower“. Die Songs wachsen mit jedem Hören, feine musikalische Hintergrundspielereien kristallisieren sich heraus und mit steigendem Textverständnis macht das Album immer mehr Spaß. Sowieso machen die Texte bei dieser Band mindestens die Hälfte der Faszination aus. Im melancholischen „Lanyards“ verfolgt der Hörer die Geschichte einer erfolglosen Schauspielerin, die nach einem Selbstmordversuch in einer Nervenheilanstalt ist. Vielleicht, aber wirklich nur vielleicht, handelt es sich dabei um den wiederkehrenden Charakter „Hallelujah“, eine der Hauptpersonen aus dem THE HOLD STEADY-Universum, die am prominentesten in den Texten auf dem zweiten Album „Seperation Sunday“ vertreten ist. „Hanover camera“ greift die Geschehnisse von der B-Seite „A snake in the shower“ auf und in „Spices“ wird ironisch auf das eigene Schaffen verwiesen, wenn es heißt: „And if the band ever plays the Resurrection / It’s at the end of the show.“ Vermutlich werden THE HOLD STEADY mit diesem Album keine neuen Fans dazugewinnen, aber ganz sicher eben auch keine alten vergraulen. Die Band spielt in einer eigenen Liga, kann nicht mit anderen Gruppen verglichen werden und ist so einzigartig, dass sie auch nicht als Referenz für andere herhalten kann. Das beweist „Open Door Policy“ wieder einmal eindrucksvoll.