HOLD STEADY

Boys And Girls In America CD

Inzwischen ist man ja wirklich dankbar, wenn eine New Yorker Band nicht schon nach den ersten Tönen penetrant den Eindruck vermittelt, das nächste große Ding sein zu wollen, und dabei hätten es THE HOLD STEADY mit ihrem bereits dritten Album sogar mehr als alle anderen verdient.

Waren sie auf dem 2004er Debüt "Almost Killed Me" (Frenchkiss Records) noch eine irgendwie spröde "Hardrock-Band" mit coolem Gitarrensound, wo die Songs allerdings immer ein bisschen nach hinten losgingen, zeigt sich bei "Boys And Girls In America" ein erstaunlicher Reifungsprozess.

Im Text zu "Certain songs", einem Song ihres Debüts, sang Frontmann Craig Finn: "Kids out on the east coast / Roughly twenty years old / Got coaxed out by a certain perfect ratio / Of warm beer to the summer smoke / And the meat loaf to the billy joel / Certain songs they get so scratched into our souls", was sich bei den Songs des aktuellen Albums fast überdeutlich zeigt.

Denn dort kollidiert der musikalische Größenwahn Jim Steinmans mit dem Kokettieren des Pianomannes mit Wave und Punk auf seinem 1980er "Glass Houses"-Album, und das Ganze dann quasi eingespielt von BRUCE SPRINGSTEEN & THE E STREET BAND, inklusive cheesy Backgroundgesang, überdrehten Hardrockgitarren, Honky Tonk-Piano und fetter Hammond-Orgel.

Und auch vor einem balladesken Song wie "First night" schrecken HOLD STEADY nicht zurück, bringen aber auch den mit größtmöglicher Stilsicherheit über die Runden. Daran, dass der mehr grollende als singende Finn ein bisschen an John Reis erinnert und auch HOLD STEADY einen ähnlich rauhen R&B-Touch besitzen wie ROCKET FROM THE CRYPT hat sich indes wenig geändert, was "Boys And Girls In America" auch zu so einer großartigen Symbiose aus Classic Rock amerikanischer Prägung und undergroundigem Indierock werden lässt.

Und mit dem vorletzten Song "Chillout tent" gibt es dann meinen persönlichen Lieblingssong, wo Finn unterstützt vom Gesang von Elizabeth Elmore (von den leider inzwischen aufgelösten THE REPUTATION) und Dave Pirner (SOUL ASYLUM) regelrecht im gepflegten Kitsch badet.

Ich bin fast versucht, schon jetzt von einer der besten Rockplatten dieses Jahres zu sprechen, was aber Blödsinn wäre, denn genau genommen erschien sie ja schon 2006 in den Staaten. (10)