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HIGH VIS

Blending

Schon auf ihrem Debüt „No Sense, No Feeling“ blickten die Londoner über den Tellerrand ihrer Hardcore-Vergangenheit hinaus und ließen die Szene aufhorchen. Seit die ersten Lebenszeichen von „Blending“ durchs Netz gingen, haben sich HIGH VIS zunehmend vom Geheimtipp zum Hype gemausert. So war die jüngste Europatour der Band bereits im Vorfeld komplett ausverkauft. Während das Debüt aber noch ein Punk-Album war, das allerlei musikalische Einflüsse aus dreißig Jahren britischer Musikkultur zuließ, hat sich das Verhältnis auf „Blending“ gewendet. Bereits der Opener „Talk for hours“ klingt zu erhaben, als dass man mit ihm den Pit eröffnen könnte. Zumal es darum geht, dass auch ein tätowierter englischer Stiernacken mal eine Träne in sein Pint vergießt. Richtig wild wird es im Anschluss: „0151“ beginnt als Hardcore-Track. „Our suffering sold as pride“, lautet die Zustandsbeschreibung der aussterbenden Arbeiterklasse, die den Widrigkeiten aber kämpferisch ein „We’re still here“ entgegenruft. Dann bricht über den Song plötzlich ein Gitarrensolo herein, das OASIS in den Neunzigern nicht besser hinbekommen hätten. Spätestens jetzt steht wohl jeder, der mit britisch geprägter Rock- und Punk-Musik etwas anfangen kann, grölend vor seinen Lautsprechern. Eine solch authentische und höchsteigene Kombination der Stile hat man seit vielen Jahren nicht zu hören bekommen.