HERPES Ö DELUXE haben letztes Jahr schon auf sich aufmerksam gemacht, als sie zusammen mit Reverend Beat-Man als CHURCH OF HERPES eine der besten Platten des Jahres vorgelegt haben. Da es die Schweizer Industrial- und Elektrokrachmacher schon eine Weile - seit 1995 - gibt, hat das Label Hinterzimmer Records sein erstes Release gleich zum Anlass genommen, um die Gruppe überblicksmäßig mit sieben Songs (die alle fünf bis sieben Minuten dauern) vorzustellen.
Dabei handelt es sich bei "Kielholen" aber nicht um eine Best-Of-CD, sondern es versammeln sich darauf sowohl unveröffentlichte Stücke als auch andere Versionen von bereits veröffentlichten Sachen - all das teilweise freilich in gekürzten Versionen, da die einzelnen Kompositionen häufig mehr als 30 Minuten dauern.
Diese Verkürzung tut den Werken aber keinen Abbruch, macht es für den Hörer zum Einstieg vielleicht auch leichter, leicht genießbar sind sie trotzdem nicht. Wie die Kollaboration mit dem Reverend schon erahnen hat lassen, bewegen sich HERPES Ö DELUXE im Fahrwasser von experimenteller Elektronik, harschem Industrial, Ambient und Klangkunst, kein Wunder, dass dabei allerhand unübliches Equipment vom Wecker bis hin zu Küchengeräten zum Einsatz kommt.
Wo sonst auf jeder zweiten Platte "laut hören!" darauf steht, ist es hier auf jeden Fall vonnöten, wenn man denn die Nerven hat, diese monoton-rhythmischen, sehr düsteren Lärmkompositionen zu ertragen.
Aber laut Hören ist hier Pflicht! Und dann wird man die Schweizer entweder Kielholen wollen oder lieben. (42:59) (8)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #70 Februar/März 2007 und Chris Wilpert