Das Wienerische als sprachlich-klangliche Grundlage ebenso wie Material experimenteller und avantgardistischer Künste hat in Österreich eine lange Tradition. Es ist höchste Zeit, dass sich abseits des Wienerlied-Revivals der letzten Jahre im Mainstream-Pop auch Underground-Acts in diese Tradition einschreiben, und ebendas tut das Bass-Schlagzeug-Duo AHSO, das sich auf seiner ersten EP „Heast“ in sechs Tracks an Spielarten des Post-Punk-Screamo auf Wienerisch versucht. Und was soll man sagen: Der Versuch geht vollumfänglich auf. AHSO gelingt es auf bemerkenswerte Weise, die LoFi-Ästhetik ihres Sounds auch auf die Sprachverwendung zu übertragen und das Wienerische einmal mehr zur fantastischen Pseudo-Kunstsprache zu stilisieren. Gesprochene Passagen über melodiösen Post-Punk-Melodien wechseln sich ab mit brachialen Riffs und geschrienen Einzelwörtern und machen die EP dieserart abwechslungsreicher, als es jeder potenzielle Duolingo-Wienerischkurs jemals sein könnte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #155 April/Mai 2021 und Simon Nagy