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YOU’LL NEVER SING ALONE – Wie Musik in den Fußball kam

Gunnar Leue

Als ich neulich vor meinem Bücherregal stand, zog ich „Football’s coming home“ von Gunnar Leue heraus. Noch mal lesen? Nein, nicht nötig, denn nun kommt ein Buch von ihm über (fast) dasselbe Thema, nur tiefer, bunter und in der Haptik ansprechender. Es heißt „You’ll Never Sing Alone“ und enthält Anekdoten, wie etwa dem gemeinsamen Musizieren zweier Nationalteams, das mit Weinflaschenwürfen und einer zerbrochenen Geige endet, aber auch wundervoll spannende historische Bezüge, wie etwa den Fakt, dass bereits 1880 der Fußballsport im Liedgut verwand wurde. Allein bei den 310 (!) Abbildungen, vor allen Dingen von Single-Covern, bekomme ich feuchte Augen. Da sehe ich Weltstar Maradona mit leidender Miene, und er konnte sogar singen. Es gibt auch Skurriles, wie eine SEX PISTOLS-Werbung im Programm von Manchester City. Leue schreibt süffisant-flapsig, und somit der Sache auch angemessen. Er zeigt traurige Entwicklungen auf, die dann in Summe aber schon wieder ulkig sind, wie etwa die offenbar bestellten Einheitsfans bei der letzten unrühmlichen WM in Katar. Ja, es geht nicht mehr sonderlich individuell zu. Singles von Spielern gibt es nicht mehr in der Form, und in den Kurven herrscht der Einheitsgesang. Leue konstatiert an anderer Stelle auch die seinerzeitige Rückschrittlichkeit des DFB: „Man schrieb das Jahr 1978, in dem die Jugend der Welt Rock und Pop, Reggae und Punk hörte, und die deutschen Fußball-Nationalspieler trällerten ein Soldatenlied aus Wehrmachtszeiten.“ Dieses Buch werde ich künftig immer in Reichweite liegen haben – und das hier ist eine Lobeshymne auf diese wundervolle Arbeit.