FRAU DOKTOR

Grenzen der Gemütlichkeit

Auch wenn es hart ist, aber wahrscheinlich ist das einfach so. Wenn’s am schönsten ist, sollte man aufhören. Die neunköpfige Band aus Wiesbaden wird sich im Herbst 2010 selbst zu Grabe getragen haben.

Aber, und das ist traurig und wunderbar zugleich, sie haut noch mal einen raus. Eine Auswahl von 15 Songs aller Vorgänger-Alben und vier ganz neue Kompositionen, die Herz und Hüfte zum Tanze bitten – und zum Besten gehören, was die sympathische Kapelle je eingespielt hat.

Eingepackt in eine liebevoll gestaltete Papphülle, mit einer nicht immer ganz ernst gemeinten „Personal-Selbstauskunft FRAU DOKTOR“, und eröffnet vom mehr als coolen „Alte Männer“ (neu eingespielt), geht hier natürlich nichts schief.

So gibt es von den schrammelig, punkigen Frühwerken à la „Schuld ist sie“ über „Du und ich“ bis hin zu den souligen, verspielteren, jazzig-infizierten Stücken der Neuzeit („OK“, „Killer Virus!“) das ganze Arsenal an Tanzbarkeit und es fällt schwer, sich für den einen Hit zu entscheiden.

Mit „Big Jim“ gibt es am Ende noch den Trip zurück in die Frühphase der Band, also klassischer Deutsch-Ska der Neunziger Jahre, der seinen BUSTERS-, EL BOSSO-Einfluss einfach nicht leugnen kann.

Die musikalische Entwicklung hin zu klassischem Rocksteady und souligen Arrangements ist beachtlich und zeigt sich besonders bei den neuesten Werken, die sich in ihrer unaufdringlichen Art nachhaltig in die Gehörgänge fressen und nicht wollen, sondern können.

Einfach gute Musik sein nämlich! Der Sound ist seit jeher irgendwie vertraut, die Texte studentisch und doch erwachsen – man sieht die Welt oft durch die selbe Brille. „Ich wär’ gern mal einer von den ,alten Männern‘, die in der Abendsonne sitzen / In einem von diesen südlicheren Ländern und mit ihren Kumpels schwätzen.“ Charmante Wunschvorstellung, charmantes Release – nur zu empfehlen und die perfekte Medizin für Miesepeter.

Macht’s gut ihr „alten Säcke“!