Das Ska-Punk-Ensemble FRAU DOKTOR aus Wiesbaden gründete sich 1995 und hat trotz längerer Auszeiten die Freude am gemeinsamen Musizieren und Feiern nie vollends verloren. Für dieses Jahr haben sie sogar eine neue CD angekündigt. Ein guter Anlass, um mal bei Sänger und Gründungsmitglied Üni Erler nachzufragen. Auch nach vergangenen Scheiben, die er mir mit dem Hinweis „Hier der alte Scheiß“ freundlicherweise zusandte. Eben von einer Band, die man einfach ins Herz schließen muss.
Zwei Jahre nach eurer Gründung habt ihr in Eigenregie mit „Süße Ska Musik“ eine erste 5-Track-CD herausgebracht. Wie trug sich das seinerzeit zu und wer außer dir gehört noch heute zur Band?
Ich hatte zu der Zeit noch zwei Punkbands und meine Stimme hat das nicht mehr mitgemacht, da kam ich auf die Idee, es mal mit etwas „leiserer“ Musik zu versuchen, Ska fand ich cool, aus der Zeit sind noch fünf von sieben Leuten in der Band: unser Bassist Hardy, Sebi am Schlagzeug, Oli am Saxophon, Trompeter Ogie und ich.
Auf eurem ersten regulären Album „Muss!“ befanden sich schon Superhits wie „Schuld ist sie“ und „Tanzschrittmacher“. Wie siehst du das heute? Bist du im Nachhinein noch dankbar für die tollen Einfälle oder sind euch die ganz alten Songs mittlerweile eher lästig?
Danke für die Bezeichnung Superhits! Nein, lästig sind die nicht, sie erscheinen vielleicht ein bisschen unbedarft, aber ich glaube, gerade das macht die Songs aus ... Einfach drauflos gezockt und das kam dabei raus. „Schuld ist sie“ haben wir auch 2018 noch gespielt.
Auf der nächsten CD „Dauercamper“ sangt ihr über „Sex, Musik und Prügeleien“ in einem soften Gewand. Seid ihr so etwas wie die Erfinder des deutschen Rocksteady?
Hm, keine Ahnung, zu der Zeit war 2Tone ziemlich angesagt beziehungsweise das, was gespielt wurde. Wir fanden Rocksteady cool. Okay, ja. Wir sind die Erfinder des deutschen Rocksteady! Wow, haha.
Für die „Penner Super Disco“ habt ihr dem Designer ein eher schmales Budget an die Hand gegeben oder war diese recht lässige Gestaltung pure Absicht?
Hey, das Cover hat ein guter Freund von mir gestaltet und wir fanden, dass es mal an der Zeit war, ein bisschen „Kunst“ zu machen, weg vom typischen Ska-Artwork. Gelungen, wie ich finde.
Eure Live-CD „Wunschkonzert“ überzeugt wirklich, es war anscheinend ein unglaubliches Konzert. Wie erinnert ihr euch den Abend und die Feier danach?
Die Konzerte in der Räucherkammer im Schlachthof Wiesbaden waren immer etwas Besonderes. Wir haben damals schon immer Doppelkonzerte gespielt, weil uns die kleinen, heißen Gigs mehr liegen als die große Bühnen und unserem Publikum auch. Ich glaube mich zu erinnern, dass beim traditionellen Gruppenduschen eine Tür zu Bruch gegangen ist – wir waren das nicht ... – und eine Überschwemmung in den Backstagebereich geschwappt ist. Damals wurde noch gerockt, aufgewischt haben wir natürlich auch.
Zuletzt habt ihr 2012 eine schnieke Live-Single veröffentlicht, in 500er Auflage und mit besprühtem Cover, auf der sich eine neue Version von „Alte Männer“ befindet, mit sehr witziger Ansage und langsamer gespielt als auf der „Wunschkonzert“-CD. Das war wieder einmal typisch FRAU DOKTOR, oder?
Ja stimmt, aber das ist eine zweite Studioversion. Wir hatten das Gefühl, den Song noch mal so aufnehmen zu müssen, wie wir ihn live spielen.
Wann kommt euer neues Album und welchen musikalischen Neuanstrich wird es haben?
Release ist im Herbst. Am 9 .Oktober gibt es ein fettes Konzert im Schlachthof Wiesbaden: 25 Jahre FRAU DOKTOR! Neuanstrich? Hm, wir bleiben bei unserem Leisten, Ska-Punk-Soul à la FRAU DOKTOR, Erfinder des deutschen Rocksteady, haha.
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