BARSTOOL PREACHERS

Grazie Governo

Ich wage zu behaupten: Ja. Ja im Sinne von: Natürlich denkt jeder, der zum ersten Mal mit den BARSTOOL PREACHERS konfrontiert wird – und der auch nur ein Fitzelchen Interesse daran hat zu wissen, wo so eine Band herkommt, was sie auszeichnet, was für Musiker in ihr agieren und welcher Art ihre musikalischen Wurzeln sind – sofort an Big Daddy.

An den Vater von Frontmann Tom McFaull. Big Daddy heißt schließlich Collin und ist die Stimme sowie das Gesicht von COCK SPARRRER. Und damit die Galionsfigur einer Legende des Punkrock. Das mag auf der einen Seite vielleicht angenehm für den Sohnemann und seine Band sein, schließlich kann nicht jede Combo von sich behaupten, derlei überragende Leumundszeugen in Sachen Musik hinter sich zu haben.

Das kann aber auch schnell nach hinten losgehen, weil man dann eben irgendwann nur noch „Die Band mit dem Sohn des Sängers von ...“ ist und der eigene Ruhm auf fremden Lorbeeren gründet. Insofern machen es die BARSTOOL PREACHERS genau richtig: Sie ziehen ihr eigenes Ding durch.

Wenn sie in Interviews nach McFaull Senior gefragt werden, sprechen sie ohne zu zögern über ihn. Aber ansonsten nutzen sie diese Bande der Popularität ganz und gar nicht. Nein, die BARSTOOL PREACHERS lassen lieber die Musik sprechen.

Und die hat es in sich. „Grazie Governo“, das zweite Album der erst vor vier Jahren gegründeten Band, ist ein Album, das aus dem Stand heraus in die erste Liga der Qualitätstonträger fliegt.

Es ist das Album einer Band, der man nicht nur den Spaß an der eigenen Sache anhört. Es ist auch das Album einer Band, die nicht lange nach ihrem Ding suchen muss, weil sie ihr Metier schon gefunden und ihr Netz der Stärke gewebt hat.

„Grazie Governo“ ist der ganz große Wurf und exakt der Schuss, der die Saite und die Trommel und das Mikro verlässt und auf Anhieb knallend in den Ohren der Menschen sitzt. Mit einem 13-köpfigen Bastard aus Punk, Reggae und Ska, der sprachlos macht mit seiner Hitzigkeit, mit seinem Groove und der Sexiness in Sachen Arrangement.

Ja, Sexiness. „Grazie Governo“ klingt sexy. Und geschmeidig. Und unfassbar homogen. THE CLASH treffen RANCID treffen COCK SPARRER treffen Bob Marley mit Schmackes und Drecksgitarre. Sprich: Die Zutaten sind erstklassig.

Und das gilt abseits der Töne auch für die Wörter: Songs wie das Titelstück, wie „Force fed“, wie „Warchief“, wie „Cry wolf“ sind große Lyrik und manchmal wunderbares Storytelling. So pathetisch, dass es haargenau passt.

So authentisch, dass man mitsingt und mitlacht und mitwütet. Selbst dann, wenn es auf die (gescheiterte) Liebe zu sprechen kommt, passt es haargenau. Weil es dann nicht mal ansatzweise peinlich oder kitschig oder überromantisch wird.

Soll mich der Teufel holen, wenn ich falsch liege. Aber ich sage: Diese Band wird irgendwann durch die Decke gehen – und den Titel (nicht nur) des Ox zieren.