Foto

WIR WAREN HOCHGEMUTE NICHTSKÖNNER – Die rauschhaften Jahre der Kölner Subkultur 1980-1995

Gisa Funck, Gregor Schwering

Einen ungewöhnlichen Aufhänger für die Reise in die Kölner Pop-, Kunst- und Bar-Szene verwenden die Autoren mit dem Gig von JOY DIVISION im Januar 1980 im Kölner Basement. Viele spätere Szene-Protagonisten waren dort zugegen, man darf es auch als Geburtsstunde der polarisierenden Musikzeitschrift Spex betrachten. Genau dieser widmen Funck und Schwering einen umfangreichen Blick, der mehr als ein Drittel des Buchs ausmacht. Mit spürbar weniger Leidenschaft wird im weiteren Verlauf die Musikszene der Zeit aufgedröselt. Im Wesentlichen beschränken sich die Autoren auf den „Sound of Cologne“, also die Techno-Clique um das geschätzte Kompakt-Label. Kölner Punk- oder Indie-Bands scheint es indes nicht gegeben zu haben, allenfalls das One-Hit-Wonder LES IMMER ESSEN wird etwas ausgiebiger betrachtet. Das ist eine vergebene Chance, hatte Köln doch stets mehr als nur Mundart-Rock und trinkfesten Minimal Techno zu bieten. Methodisch ist das „Nichtskönner“-Buch zudem leider unentschlossen, man geht das Thema mal essayistisch, aber auch (leider zu selten) mit „Oral History“-Elementen an. Und dann sind da noch weitgehend sinnfreie Roman-Fragmente über fiktive Charaktere aus der domstädtischen Szene. Diese sind hölzern, störend für den Lesefluss, aber auch schnell überblättert. Mit der umfassenden Darstellung der Galeristen-Szene findet ein dennoch stets unterhaltsames Werk sein Ende; in der Summe leider viel zu oft sich selbst limitierend, nicht immer gut recherchiert und angesichts einiger peinlicher Fehler (eine britische Indie-Band namens „THE SMITH“ wird mehrfach erwähnt!) schlampig lektoriert.