Sie sind Geheimniskrämer, diese Typen von ERNTE 77. Verraten nirgendwo, wie sie heißen, dabei wäre es doch gar nicht schlimm, sich zu dieser amüsanten Schallplatte zu bekennen. Einer heißt mit ziemlicher Sicherheit Kalle Mallorca, wobei ich aber vermute, dass das ein Künstlername ist.
Aus Köln oder so kommen die, sind schon mal in der RB48 gefahren (Bonn-Köln-Solingen-Wuppertal), wie „Headbanger oder Parkinson“ beweist, und Ennepetal kennen sie auch ... kenne ich am Ende jemand von denen persönlich? Wäre mir gar nicht mal peinlich, denn ...
lustiger Deutschpunk sind ERNTE 77 nur, wenn man nicht so genau hinhört. Schaut man genauer hin, sind die „Ernties“ nämlich ziemlich gut, sonst hätte Kurt Ebelhäuser sicher nicht gewollt, dass sein Name unter „gemischt von“ auf dem Innencover steht.
Eine Single und ein Demo (letzteres schon von 1977 ... äh, 2014) finde ich in der Ox-Datenbank, und Kollege Feldmann warf TERRORGRUPPE, SUPERNICHTS und E-Aldi als Referenzpunkte in den Ring.
Ganz groß ist, wie der Sängertyp bei Textzeilen, die zu lang sind für die Melodie, durch Variieren der Geschwindigkeit doch irgendwie alle Worte in eine Zeile bekommt. Gewöhnungsbedürftig, aber, weil konsequent und erstaunlich versiert umgesetzt, enorm lustig.
Auch musikalisch sind ERNTE 77 alles andere als klappriger „Schlachtrufe BRD“-Punk: mittelschneller Pop-Punk, der mit englischen Texten den Fans latent ramonesker Klänge Freude bereiten würde und sehr versiert gespielt wird.
NOVOTNY TV kommen mir immer wieder in den Sinn, gerade auch wegen der wirklich sensationellen Texte. „Scheiß Feuerwehr“e twa, wegen dem die Band schon im World Wide Web Scheiße fressen durften, aber Ironie ist eben nicht für jeden ...
Auch super: „Freiwilliges asoziales Jahr“, oder „Wasserrutsche“, oder „Zweitbester Freund“, oder „Nummernschild“, oder „Keiner war erfahren“. Und ein besonderes Danke dafür, dass mal jemand das Wort „gebenedeit“ in einem Punk-Kontext untergebracht hat.
Unglaubliche zwanzig Songs sind auf der LP, und ich habe jetzt schon mindestens drei fast textsicher drauf, also so halb, fast. Großer Spaß! Und wer’s nicht kapiert, geht sowieso zum Lachen in den Keller und bleibt besser auch gleich da.
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