„Mayday, mayday!“ Das Debütalbum „Orchestra Of Wolves“ von GALLOWS um Alphamännchen Frank Carter schlägt 2006 ein wie eine Bombe. Mit Songs wie „In the belly of a shark“ und „Abandon ship“, verbunden mit der einmaligen Attitüde ihres Frontmanns, katapultieren sich die Briten schnell an die Spitze der internationalen Hardcore- und Punkrock-Szene sowie auf den Radar des Majorlabels Warner, über das drei Jahre später das zweite Album „Grey Britain“ erscheint.
„Great Britain is fucking dead“, rotzt Carter darauf heraus, und Gleiches gilt auch für die Band – zumindest, wenn es nach dem Sänger geht. Der verliert nämlich schnell das Interesse an GALLOWS und steigt 2011 aus, um die nicht minder erfolgreiche Rockband PURE LOVE zu gründen.
GALLOWS kämpfen derweil ohne Carter weiter, stellen kurzerhand den ehemaligen ALEXISONFIRE-Gitarristen und -Sänger Wade MacNeil ein, veröffentlichen die EP „Death Is Birth“ und schließlich das Album „Gallows“ – beide sind als erhobener Mittelfinger an all jene zu verstehen, die ohne Galionsfigur Frank Carter das Ende der Band besiegelt sahen.
„In us we trust“ schreit MacNeil in „Victim culture“. Die Arroganz und Bissigkeit seines Vorgängers fehlt dem Kanadier, dafür scheint er der Band endlich zu innerem Frieden verholfen zu haben.
Das hört man nun auch auf dem neuesten Album „Desolation Sounds“. Über drei Jahre nach der Neubesetzung und nach dem Ausstieg von Franks Bruder Steph Carter mittlerweile als Quartett unterwegs, scheinen GALLOWS niemandem mehr etwas beweisen zu müssen oder wollen.
Wie schon „Gallows“ erscheint „Desolation Sounds“ in Kooperation mit PIAS über das bandeigene Label Venn Records. Die Texte sind zum ersten Mal nicht explizit gesellschaftskritisch. Musikalisch knüpft der Opener „Mystic death“ nahtlos an Songs wie „Everybody loves you“ und „Outsider art“ von 2012 an.
Schon beim folgenden Titelsong „Desolation sounds“ wird jedoch klar, dass die Band die düstere und erdrückende Stimmung des Vorgängeralbums noch verstärkt hat und dazu einen großen Schritt in Richtung Gothic und Death Rock gemacht hat – Siouxsie Sioux soll hier als Inspirationsquelle nicht unerwähnt bleiben.
Dass MacNeil kein Problem mit soften Gesangsparts hat, konnte er bereits bei ALEXISONFIRE beweisen und so sind dann auch die zarten Balladen „Bonfire season“ und „Cease to exist“ großartig gelungen.
Stücke wie „Chains“ und „Leather crown“ machen klar, was wir eigentlich schon immer wussten: GALLOWS können viel mehr, als nur die Hardcore-Punk-Keule zu schwingen. Und zum ersten Mal scheinen sie keine Erwartungen erfüllen zu wollen.
Vielschichtige Arrangements, starke Melodien, viel Energie und Gefühl und nicht zuletzt der Mut zum Experimentieren machen auch das vierte GALLOWS-Album zu einem echten Muss im Plattenregal.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #75 Dezember 2007/Januar 2008 und Ingo Rothkehl
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #84 Juni/Juli 2009 und Marcus Latton
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #119 April/Mai 2015 und Christina Wenig
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