Orson Hentschel tüftelt weiter an ausladenden Tracks, die ihre Spannung aus der Repetition gewinnen. Seine beiden Alben „Feed The Tape“ und „Electric Stutter“ sind vollgepackt mit wagemutiger elektronischer Experimentalmusik.
Er errichtet mit Synthesizermelodien und Drumpatterns angereicherte, strenge Kompositionen, die in die serielle Minimalmusik weisen und digital sabotierte Neoklassik einbeziehen. Das sägende Hauptmotiv, zunächst unscheinbar, entwickelt sich rasant und untertunnelt den geradlinig sich auftürmenden Track, der in einen antriebslosen, koreanischen Sprechgesang gekleidet ist.
Hentschel spielt mit dem mechanischen Impuls des Technoclub-Sounds, zwangsläufig in einen euphorischen Peak münden zu müssen. „Facades“ steuert aber am kurzen ekstatischen Kick gewollt vorbei, indem es den Tanzflächen-Flächenbrand bloß andeutet.
Und gerade dieser Verzicht macht „Facades“ zu einem ausdrucksstarken Avantgarde-Kopfnicker.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #144 Juni/Juli 2019 und Henrik Beeke
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