Nach dem Ende der SEX PISTOLS gründete Sänger John Lydon alias Rotten 1978 die Post-Punk-Band PUBLIC IMAGE LIMITED. Nach diversen stil- und genreprägenden Platten, passend dazu gab es diverse Wechsel in der Besetzung. drückte John Lydon 1992 den Stopknopf. 2009 gab es eine Reunion mit einem Line-up, das auch noch heute aktuell ist: John Lydon, Lu Edmonds, Scott Firth und Bruce Smith. Auf „This Is PiL“ (2012) und „What The World Needs Now ...“ (2015) folgt jetzt „End Of World“. Es sollte ursprünglich schon viel früher veröffentlicht werden, die Songs und Aufnahmen entstanden teilweise bereits 2018 während der Tournee zum vierzigjährigen Bandjubiläum. Aber das ursprünglich für 2020 angekündigte Album wurde erst einmal auf Eis gelegt. Schuld war jedoch nicht die Pandemie, sondern die Alzheimer-Erkrankung von Ehefrau Nora Forster, die John Lydon 2018 öffentlich machte. Die beiden waren seit 1979 verheiratet und John kümmerte sich jetzt ausschließlich um seine Frau. Anfang des Jahres entstand in diesem Zusammenhang der Song „Hawaii“, der die Erkrankung thematisiert („Remember me, I remember you“) und an einen sehr schönen Moment im Leben der beiden erinnert. Im Februar scheiterte Lydon mit „Hawaii“ beim irischen Vorentscheid zum ESC und Anfang April verstarb seine Frau im Alter von achtzig Jahren. „Hawaii“ ist ein für PiL-Verhältnisse ruhiger Song, ein persönliches und doch universelles Liebeslied, inhaltlich nur mit „Death disco“ vergleichbar, John Lydon schrieb diesen Song 1979 („Watch her slowly die, saw it in her eyes“), für seine zuvor an den Folgen einer Krebserkrankung verstorbene Mutter, die sich einen Disco Song für ihre Beerdigung wünschte. nun war es Noras Wunsch, dass die Band das Album veröffentlicht, und so entstanden jetzt die letzten Aufnahmen („Es gab eine gewaltige Ideenexplosion“). Die meisten der 13 Song auf „End Of World“ besitzen nicht nur durch die eindringlich und unverwechselbare Stimme Lydons eine hohen Wiedererkennungswert. Lediglich „Dirty murky delight“ fällt für mich offensichtlich etwas aus dem Rahmen und wirkt eher wie ein funky Song von IAN DURY & THE BLOCKHEADS. Ansonsten klingen die Stücke wie ein Querschnitt der PiL-Diskografie, und das ist in keinem Sinne negativ zu verstehen. Frei nach John Peel über THE FALL: „Always different, always the same“, überzeugt mich auch das elfte Studioalbum. Der Opener „Penge“ könnte auch aus den späten Achtziger Jahren stammen und spätestens beim zweiten Stück „End of the world“ mit der sägenden Gitarre von Lu Edmonds, dem tiefen Bass und der keifenden Stimme Lydons wird es klar – so klingen nur PiL. Was die Texte angeht, glaube ich, so was schaffen nur Typen wie Lydon, die sich in die Gedankenwelt eines Verrückten hineinversetzten können („Car chase“).
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