Es gibt Menschen, die verstehen die Witzbildchen von Andre Lux nicht. Und das bringt mich zum Nachdenken. Ist das am Ende schwäbischer Humor, den der da pflegt in seinen simpel anmutenden Strichzeichnungen? Kapiere ich den, weil ich in der Gegend aufgewachsen bin, wo der herkommt? Klar, manche der Ein-, Zwei-, Drei-, Vier-Bild-Witze sind offensichtlich, andere aber so schräg oder um die Ecke oder eben doch nur ein groß angekündigter Furz, der auf der Zielgeraden zum leisen Schleicher wird, dass es da eben eigentlich nichts zu lachen gibt – außer man ist so drauf, dass man dann doch lacht oder in sich hinein grinst und sich denkt „Au Mann ...“ Ich mag es, wie einen Andre Lux mit seinen nach mal eben im Matheunterricht gekritzelt aussehenden Mini-Stories, bei denen der krakelig „geletterte“ Text eine wichtige Rolle spielt, ein ums anderen Mal mit einem „Doh!“, „Au Mann ...“ oder heftigem Aufschlagen der Stirn auf die Tischkante zurücklässt.
Kein Alltagserlebnis, kein Kalauer, kein Sparwitz ist ihm zu gering, als dass er ihn nicht umsetzen würde – der Mann hat einen kreativen Output, der vermuten ließe, er habe einen Job, bei dem man – wie früher auf der Schulkbank hinterm Mäppchen – heimlich mal eben was kritzeln könne während der Arbeit.
Andererseits: Schwer vorstellbar, denn das geht unmöglich, ohne dabei mit einem so unverschämt breiten Grinsen (nebst unkontrolliertem Lachglucksen) dazusitzen, dass einen jeder, der einen dabei beobachtet, für bekloppt oder zumindest etwas seltsam halten muss.
Andre Lux ist einer der ganz Großen im Witzbildchenzeichnermetier, mit einer enorm guten Beobachtungsgabe für das Zwischenmenschliche und Abgründige. Das wird sicher bald die ganze Welt erkennen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #98 Oktober/November 2011 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #125 April/Mai 2016 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #139 August/September 2018 und Joachim Hiller