Wenn eine Band es schafft, bei ihrem ersten Auftritt, mit einem völlig anderen Sound, ein komplettes GEWALT-Publikum für sich zu gewinnen, dann müssen bei normalem Verstand einfach alle Alarmlampen leuchten. ROTTLER gelang exakt dieses Kunststück und sie kündigten für „später“ ihre erste LP an. Später ist jetzt. Die LP wurde in Eigenregie veröffentlicht, aufgenommen in den Milberg-Studios, was eine exzellente Idee war, denn besser kann man kaum klingen. Mit ROTTLER hatte auch ich endlich meinen BLUMFELD-Moment, denn ich habe diese Band nie verstanden. Diejenigen, die die erste Manifestation erleben konnten, hatten stets dieses Leuchten in den Augen. Ich konnte diese Faszination exakt identisch mit dem ersten Konzert und dieser Platte nachvollziehen, eine Platte, die gleich mehrfach hintereinander lief, weil ich die Texte dabei lesen wollte. Oh ja, die Texte, hier kommen Wörter vor, die du sonst nie, wirklich nie in Songtexten finden wirst und eine Bildersprache transportieren, die auch als Buch keine leichte Lektüre wären. Das wäre aber alles nichts, wenn die Musik einen nicht packen würde, und das tut sie. Große Songs mit absoluter Gänsehautgarantie, zwischen Indiepop, Lärm und (Post-)Punk, darüber dieser leicht dandyhafte Gesang, während im Hintergrund die zweite Gitarre ungehemmt eine zweite Noise-Ebene feiert. Anspieltipps: „Tavor“, „Phantasie“, „Fahrerflucht“, „Himmelblau“. Grandios!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #170 Oktober/November 2023 und Kalle Stille