Das unerreichte Meisterwerk im Schaffen des französischen Regisseurs Henri-Georges Clouzot ist der zweieinhalbstündige „Lohn der Angst“ von 1953 über den selbstmörderischen Transport von Nitroglyzerin zu einer Ölquelle in Südamerika, der mit seinem Nihilismus das moderne Spannungskino wie kaum ein anderer Film prägte und von William Friedkin 1977 gelungen neu verfilmt wurde. Zwei Jahre später drehte Clouzot dann mit Simone Signoret und Gattin Véra Clouzot in den Hauptrollen den Psychothriller „Die Teuflischen“ („Les Diaboliques“), der einen ähnlichen Klassikerstatus wie „Lohn der Angst“ besitzt, aber dessen inzwischen recht durchschaubare und nicht immer glaubwürdige Geschichte trotz einer provokanten Amoralität nicht an die mitreißende Dramatik von „Lohn der Angst“ heranreicht. Während der Film in England und den Staaten bereits auf Blu-ray erschien, gab es hierzulande nur einige DVD-Veröffentlichungen. Die aktuelle DVD von Pidax mit der gelungenen alten Kinosynchronfassung besitzt eine zufriedenstellende Qualität und sogar Untertitel für die französische Originalfassung – wer Extras möchte, muss zu einer ausländischen Fassung greifen. Die Romanvorlage lieferten wie bei Hitchcocks „Vertigo“ die beiden beliebten französischen Krimiautoren Pierre Boileau und Thomas Narcejac. Schauplatz ist ein Internat in der französischen Provinz, dessen Leiter seine herzkranke Frau Christina (Clouzot) mit der Lehrerin Nicole (Signoret) betrügt. Die beiden Frauen schmieden schließlich den Plan, den übergriffigen Gatten und Liebhaber zu beseitigen. Zumindest scheint es so zu sein ... Aufgrund seiner düsteren, alptraumhaften Atmosphäre und der moralisch ambivalenten Charaktere ist „Die Teuflischen“ immer noch äußerst sehenswert, die damals schockierende Schlusspointe des Films hat inzwischen aber an Wirkung eingebüsst.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #161 April/Mai 2022 und Thomas Kerpen