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DIE STRASSE – Nach dem Roman von Cormac McCarthy

Manu Larcenet

Nachdem Cormac McCarthys 2006 erschienener, Pulitzer-Preis-gekrönter postapokalyptischer Roman ziemlich zügig verfilmt wurde (2009 mit Viggo Mortensen in der Hauptrolle und einem Soundtrack von Nick Cave), ist Manu Larcenet („Blast“, „Brodecks Bericht“) der Erste, der sich an eine Graphic Novel-Adaption wagt. Der Stoff hat es wirklich in sich. Im Mittelpunkt stehen zwei Überlebende eines nicht näher benannten zivilisationsauslöschenden Ereignisses, ein todkranker Vater und sein unmittelbar nach der Katastrophe geborener, inzwischen zehnjähriger Sohn, die sich in einer lebensfeindlichen Welt durchschlagen. Etwas wie Mitleid und Hilfsbereitschaft gibt es quasi nicht mehr, jeder ist sich selbst der Nächste – bis hin zum Kannibalismus unter den wenigen Überlebenden, nur Vater und Sohn halten ein gewisses Maß an moralischen Grundsätzen und Zuneigung aufrecht. Beide zeichnet Larcenet als völlig ausgemergelte Gestalten in düster detaillierten, schwarzweißen mit einem leichten Bildrauschen versehenen Panels. Je nach Grundstimmung des Inhalts wechselt die meist monochrome Kolorierung, lediglich Spuren des alten Lebens werden bunt eingefärbt. Bis auf die Dialoge hat Larcenet Cormacs Roman sprachlich auf das Nötigste runtergekürzt, einen Erzähler gibt es beispielsweise gar nicht, die Bilder übernehmen diese Funktion. Dennoch bleibt die Handlung der Vorlage im Wesentlichen erhalten und nachvollziehbar. Ein bildgewaltiges Endzeitepos, das trotz oder wegen seiner sprachlichen Reduktion ganz tief unter die Haut geht und das dumpfe Gefühl hinterlässt, dass ein ähnliches Szenario in nicht allzu ferner Zukunft vielleicht gar nicht so abwegig sein könnte.