BROCKDORFF KLANG LABOR

Die Fälschung der Welt

Eins vorneweg: In diesem Labor wird ohne Gitarren experimentiert. Wem Gitarren also wichtig sind, der kann sofort weiterblättern. Davon abgesehen ist das BROKDORFF KLANG LABOR kein wirklich Unbekannter mehr.

Bei der Spex liebte man das erste Album von 2007 abgöttisch (jede Wette, dass auch dieser neuen CD dort extra viel Platz eingeräumt wird) und 2010 haben sie es sogar bis in den deutschen Pavillon auf der EXPO in Shanghai geschafft.

Wir haben es hier also mit astreinen Lieblingen der gehobenen Popkultur-Presse und des gesammelten Musikfeuilletons zu tun. Wahrscheinlich liegt es daran, dass BKL einerseits Texte auf der Pfanne haben, die irgendwo zwischen DaDa und subtiler Ironie schweben, und andererseits einen hübsch unaufgeregten Elektrosound fabrizieren, der sich irgendwo zwischen 2RAUMWOHNUNG und Max Goldt und Artverwandten einpendelt.

Aber irgendwas fehlt trotzdem bei soviel Hipster-Ästhetik, nämlich das kleine bisschen Wahnsinn, der einen ab und an herzhaft auflachen lässt. Da hilft auch das nette 3D-Cover mit der dazugehörigen Brille nicht so recht weiter.

Obwohl der Titel viel mehr verspricht, ist „Die Fälschung der Welt“ aber wenig aufsehenerregend und plätschert ganz lässig dahin, wie es blassgesichtige Spex- und Intro-Leser lieben werden.

Für neurotische Punk-Sozialisierte ist das allerdings eventuell etwas zu lässig und ungefähr so spannend wie die beige Raufasertapete, mit der die Berliner Hipster – natürlich ganz postmodern-ironisch – ihre komplette Neuköllner Altbauwohnung tapezieren.