Betrachtet man den gemeinen DJ als eine Symbiose aus Sozialarbeiter der Nacht, nerdigem Musik-Forscher und Gitarrenheld in Vinyl, so darf der Kanadier Richie Hawtin (der mittlerweile in Berlin lebt, weil es sich als Techno-Artist scheinbar einfach so gehört) wohl als eine Art Stephen Hawking, Jimi Hendrix und Lieutenant Data in Personalunion bezeichnet werden.
Immer vorneweg, gilt Hawtin nach wie vor als einer der in wissenschaftlichem Gestus agierenden Innovatoren des Auflegens und hat sich auf dem hier vorliegendem dritten Teil der DE9-Serie gänzlich vom Trägermedium Vinyl verabschiedet, um die von ihm ausgewählten Tracks anderer Produzenten und Künstler nunmehr direkt per Software zu bearbeiten und so radikal mit seinen eigenen Arbeiten zu mixen, dass grundlegend neue Stücke entstehen.
Und als wäre das alles noch nicht Cutting Edge genug, gibt es neben der CD für den Pöbel gleich noch eine DVD dazu, die das Album in seiner ursprünglich konzipierten 96-minütigen Fassung im 5.1 Dolby Surround Sound zelebriert und noch das ein oder andere Extra aufweist.
So weit, so trocken, aber was ist mit der Musik?, höre ich die qualitätsbewussten Cyber-Scumfucks und E-PunX fragen und bei der bloßen Erwähnung von pulsierendem, sachte klopfendem, cremig raunendem, mal mehr mal weniger minimalem Techno die Flucht ergreifen.
Gemeinsam mit wohl 95% der Leserschaft dieser Fachpublikation. (-)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #63 Dezember 2005/Januar 2006 und Ulf Imwiehe