Für all jene SONIC YOUTH-Fans, die auch englische Musikbücher lesen, gab es sicher keinen Grund, auf dieses Buch zu warten, war es doch bislang schon möglich mittels Michael Azerrads „Our Band Could Be Your Life“ und Stevie Chicks „Psychic Confusion“ seine Neugier in Sachen weitergehender Information zu den New Yorker Indie-Noiserock-Urgesteinen zu stillen – und die englische Originalversion von „Goodbye 20th Century“ kam auch schon 2008.
Zur großen SONIC YOUTH-Ausstellung in Düsseldorf im Frühjahr 2009 kam die deutsche Version des Buches etwas zu spät, aber andererseits auch genau richtig, ist damit doch der Boden bereitet gewesen, diese Band über die Fan-Kreise hinaus noch etwas mehr ins Feuilleton hineinzubringen – ob man das nun goutiert oder nicht.
Für die Übersetzung war Ralf Niemczyk zuständig, einst einer der wichtigen Spex-Köpfe zu einer Zeit, als SONIC YOUTH in Deutschland medial eigentlich nur in dieser Zeitschrift präsent waren.
Dass ein Verlag sich für so ein Buch einen fachkundigen Übersetzer sucht ist lobenswert, aber leider nicht selbstverständlich, und peinliche Schnitzer sind somit nicht vorhanden. Fragen darf man aber doch, wieso sich bislang keiner daran gemacht hat, ein eigenständiges deutsches Buch über SONIC YOUTH zu schreiben, mit einem originär europäischen Blick auf die diesseits des Atlantiks stets präsente Band.
Angesichts der eher naiv und typisch „Rockmusikbuch“-mäßig wirkenden Sprache hätte man sich da durchaus eine eigenständige Publikation von Niemczyk gewünscht. Dennoch ist „Goodbye 20th Century“ ein lesenswerter Lieferant von Basis-Informationen über eine der wichtigsten Bands, die der US-Underground in Ende der Siebziger hervorgebracht hat, verfasst von einem Autor der die Band seit Ende der Achtziger intensiv verfolgt und mehrfach interviewt hat.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #88 Februar/März 2010 und Joachim Hiller