Schon angesichts der vorangegangenen "Chariots On Fire"-EP hatte ich meine Verwunderung ob des neuen Kurses von RYE COALITION kundgetan, und "Curses", der just erschienene Longplayer, ist nicht dazu angetan, den ersten Eindruck zu entkräften.
Mit Dave Grohl als väterlichem Freund aka Produzent rocken sich die Jungs aus Jersey City den Frust aus den Knochen, der sie zwischen diesem, ihrem vierten Album, und dem von Albini produzierten "On Top" von 2002 ereilte: Sie hatten bei Dreamworks unterschrieben und sich größtmögliche künstlerische Freiheit erhofft, landeten aber einen Labelverkauf an Universal später im Off und konnten sich erst nach einer ganzen Weile aus den Fallstricken ihrer Verträge befreien, aber immerhin diese für reichlich Major-Geld produzierte Platte mitnehmen.
"Curses" also, und wenn hier im Info die Warnung steht "This is not an ironic cock-rock record for the hipster set to forget about by next month. It's a new standard in American music twelve years in the making.", dann wird da einerseits der Mund recht voll genommen, andererseits ist da aber auch Wahres dran.
KISS, THIN LIZZY und AC/DC werden als offensichtliche Einflüsse genannt, ich sehe aber auch BLUE ÖYSTER CULT und BLACK SABBATH, und so wie TURBONEGRO es verstehen, mit einem Augenzwinkern die Musikgeschichte der letzten 35 Jahre zu verwursten, so haben auch RYE COALITION alles daran gesetzt, ihr gesamtes Verständnis von Hard Rock in eine Platte zu packen.
Mag sein, dass die Band da keinen ironischen Twist reinbringen wollte, aber bei Songs wie "Young yellers" oder "Clutch the pearls" muss es schon erlaubt sein zu fragen, ob demnächst wieder Retro-Auflagen des Chevrolet Camaro hergestellt werden, ob Vokuhila-Frisuren den Beckham-Iro ablösen und Schnauzbärte das nächste große Modeding werden.
"Curses" mit seinem lustigen "Wir jagen sie geteert und gefedert aus der Stadt"-Cover ist ein höchst zwiespältiges Album: Ohne ironisches Augenzwinkern ist es letztlich nur eine weitere Hardrock-Scheibe, die gegenüber den Klassikern aus den Siebzigern und Achtzigern erheblich abfällt, mit Zwinkern jedoch macht sie einfach Spaß wie ein spontanes Büchsenbierbesäufnis.
Und dass hier solides Songwriting, exzellente Produktion und Musikversteher dahinter stecken, sollte sowieso klar sein. Die Erstauflage kam übrigens mit Bonus-DVD (46:13) (8)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Christian Meiners
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #64 Februar/März 2006 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #66 Juni/Juli 2006 und Joachim Hiller
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #119 April/Mai 2015 und Joachim Hiller