Jean-Paul Prüm liebt Gaumenfreuden, egal ob auf der Bühne oder eben im Privaten, an einem verkaterten, regnerischen Sonntagmorgen. Doch mit Fug und Recht bringt er in seinem neuesten Werk das Problem vieler vorwiegend Mitt- bis Enddreißiger auf den Punkt: Der Gang durch die Hölle, bei dem weder Aspirin noch die Aussicht auf alkoholische Freigetränke sowie Amuse gueules Linderung versprechen. Der Spießrutenlauf auf dem verminten Schlachtfeld verwundeter Herzen und zerbrochener Freundschaften. So lässt er dem Brunch-Schicksal seinen Lauf. Prädikat: Absolut lesenswert, da gefährlich hoher Widererkennungsfaktor. Doch die Wahrheit hat immer zwei Seiten. Herr Prüm liebt auch Wellness, wie er mir letztens anvertraute und dabei stolz die Bademantelfotos auf der Alpenwiese zeigte. Klar, zwar in trauter Zweisamkeit, aber dennoch ähnlich unpunkrockig, wie ein Brunchdate. Es riecht nach innerer Zerrissenheit. Ich verstehe ihn gut, mag Wellness ebenfalls. Und ich mag sein neues Buch besonders als Lektüre nach der Sauna, wenn ich einen Aperol Sprizz kredenze und nach Einreibesalz rieche. Darauf ein Piccolöchen!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #172 Februar/März 2024 und Christoph Siart