Manchmal braucht es etwas. Zum Beispiel, um zu realisieren, dass es sich hier um die THEE MORE SHALLOWS handelt, deren vorheriges Album einen Platz weit vorne im Plattenregal einnimmt. Also nun alles ganz anders bei Album Nummer drei? Nein, denn weiterhin harmonieren hier minimalistische Klänge in orchestraler Inszenierung, der glasklare Gesang steuert zielsicher durch den wabernden Soundäther und hat den Mut, sich gekonnt in diesem zu verlieren.
Es rauscht, knarrt, knistert, knackt, klickert - Casio- und Atari-Klänge scheppern umher. Elektronische Soundcollagen lösen die vormals immer noch durchschimmernden Indie/Slowcore Songstrukturen ab, doch THEE MORE SHALLOWS wechseln nicht die Schubladen, sie bauen an, bauen aus und reißen dann doch alles ein.
Hier weht der Wind so frisch, er bringt erst einmal alles durcheinander - das Trio beweist sich erneut als grandiose Soundtüftler. Passend dazu kommt der Wechsel zum Avantgarde-HipHop-Label Anticon von der Westküste, welche sich bereits seit Jahren dem Abbau von Genregrenzen widmen und ähnlich wie Def Jux Records aus New York wirkliche Bewegung in die starren Musikgenres bringen.
Dass eine Band, die das kleine Indie-Gerüst verlässt, elektronische Sounds und Beats einbaut, dazu spacige David Bowie-Refrains erklingen lässt, nun bei Anticon veröffentlicht, sagt wohl mehr über die zumeist stockkonservative Indieszene aus, als all die repetierenden Alben, die allmonatlich veröffentlicht werden.
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