RAUSCH UND TERROR

Bommi Baumann

Und nochmal Bommi Baumann. Nachdem unlängst sein 1987 erstmal erschienenes Buch „Hiho“ neu aufgelegt wurde, gibt es jetzt mit „Rausch und Terror“ eine Art Remix von „Hiho“ und „Wie alles anfing“ (1975).

Wer diese beiden Bücher kennt, wird hier also immer wieder mal ein Déjà-vu-Erlebnis haben, gerade was die Zeit bis zu Baumanns Verhaftung 1981 betrifft. Baumann, das muss an dieser Stelle genügen, war im Berlin der Sechziger einer der „Haschrebellen“, gehörte zur „Bewegung 2.

Juni“ und wurde weltweit vom BKA als Terrorist gesucht – und letztlich in London gefunden und verhaftet und in Deutschland eingeknastet. Nach Verbüßung seiner Haftstrafe machte Baumann drogenmäßig weiter wie vorher, fing an sich multitoxisch zu Grunde zu richten und wachte erst 1993 auf, als es beinahe zu spät war.

Sein neues Buch, das, so vermute ich angesichts des Schreibstils, von seinem „Ghostwriter“ Christof Meueler auf Basis von Interviews mitverfasst wurde, dreht sich dann auch fast ausschließlich um Drogen.

Er beschreibt nachvollziehbar, anschaulich und akribisch die Mentalität von Usern, die Sinnlosigkeit eigentlich aller Entzugsversuche, und parallel dazu erzählt er aus eigener Erfahrung – er lebte lange Zeit in Afghanistan, Pakistan und Indien – die Verhältnisse in den Ländern, aus denen die Drogen kommen.

Baumann beschreibt die Hintergründe des weltweiten Drogengeschäftes, die Rolle des US-Kriege in Vietnam und der CIA, macht einmal mehr eindrücklich klar, warum wohl alle Versuche des Westens, auf die Situation in Afghanistan und Pakistan verändernd einzuwirken, zum Scheitern verurteilt sind.

Ein wirklich eindringliches, weil sehr persönliches Buch, dessen Verfasser beileibe kein Heiliger ist (schließlich stellte sich in den Neunzigern heraus, dass er einst auch bei der Stasi plauderte), der aber aus eigener Anschauung und abseits verschwörungstheoretischen Blödsinns so manche weltpolitsche Entwicklung in einem ganz anderen, erhellenden Licht darstellt.