Bobby Conn ist neben Julian Cope der netteste Verrückte, der mir bisher vors Mikro gekommen ist, und auch seine bisherigen Platten begeisterten immer durch einen wilden Stilmix aus Punk, Glamrock, slickem Soul und abgedrehten Experimenten.
Ein exzentrisches Popmusik-Chamäleon, das sich mal kurzzeitig für den Antichristen hielt und so eine Art wandelnde „Rocky Horror Picture Show“ ist, was seinen Qualitäten als Entertainer natürlich nur entgegenkommt.
Sein zweites Album „Rise Up!“ erschien ursprünglich 1998 auf dem US-Label Atavistic und wurde von Thrill Jockey, wo die weiteren Platten Conns veröffentlicht wurden, dann als LP auflegt. Fire haben die inzwischen vergriffene Platte jetzt neu herausgebracht, ergänzt um Demo-Versionen zweier Album-Tracks als Bonus.
Lange nicht gehört, die Platte, umso schöner ist es, dass sich an meiner damaligen Begeisterung für Conn wenig geändert hat, der sich auf dreiste wie geniale Art durch die Rockgeschichte arbeitet, ohne dass das zur rein prätentiösen Pose verkommen würde.
Selbst wenn Conn offensichtlich kopiert, sei es Bowie oder die BEATLES, ist es dennoch immer Conn, den man da in vorderster Reihe wahrnimmt. „Rise Up!“ erscheint einem nie konstruiert oder künstlich, sondern wie das Werk eines ehrlich involvierten Künstlers.
Und echte Hits kann Conn auch noch schreiben, wie das punkige „United nations“ oder „Baby man“ mit seinem funkigen Soul-Groove. Eine ganz fantastische Platte, möglicherweise sogar extrem unterbewertet, die eine Wiederentdeckung und Neubewertung verdient.
By the way, Bobby, wie sieht es denn mal wieder mit was Neuem aus? Deine letzte Platte ist von 2007!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #45 Dezember 2001/Januar/Februar 2002 und Thomas Kerpen
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