GARBAGE

Bleed Like Me CD

Gibt es eigentlich noch irgendjemanden, der den Begriff "Alternative Rock" nicht mit einem leicht angewiderten Gesichtsausdruck über die Lippen bringt? Wenn uns "Alternative Rock" Mitte der Neunziger etwas Positives beschert hat, dann ganz sicher das erste GARBAGE-Album, wo sich mit Prodzenten-Maestro Butch Vig, Duke Erikson, Steve Marker und Shirley Manson ein paar altgediente Profis zusammentaten, und dabei mehr zustande brachten, als den üblichen Reißbrett-Sound vieler anderer Bands dieses Genres, vielleicht auch weil GARBAGE immer mehr Pop als Rock waren.

Und da war natürlich der anbetungswürdige Gesang von Frau Manson, quasi das Tüpfelchen auf dem i. Nach dem cleveren, wenn auch etwas zu poppigen dritten Album "Beautiful Garbage" von 2001 - der Name war da wirklich irgendwie Programm - hat man sich wohl trotz diverser Widrigkeiten noch mal zusammengerauft, und versucht wieder mehr an den melodischen Rocksound des Debüts anzuknüpfen.

Insofern erschlagen einen die Gitarren diesmal beinahe, vor allem bei der reichlich plumpen ersten Single "Why do you love me", deren Rezeptur etwas zu abgestanden daherkommt. Aber dafür gibt es auch durchaus subtilere Momente wie den Titelsong "Bleed like me" oder auch das rockige "Run baby run", wo Shirley Manson nicht so extrem gegen den übermächtigen Breitwand-Sound ihrer Kollegen anbrüllen muss.

Den nach wie vor überzeugenden Charme ihres Debüts erreichen sie aber nur noch teilweise, da "Bleed Like Me" zu stark in dem Bemühen steht, alles nur denkbar Mögliche aus modernster Studiotechnik herauszukitzeln, wodurch die Band aber zum Erfüllungsgehilfen eines allzu technischen, unterkühlten Verständnisses von Rockmusik wird.

"Bleed Like Me" ist eine eher zwiespältige Angelegenheit, wo die relaxteren, minimalistischeren Popsongs komischerweise mehr überzeugen als die mit der Brechstange gestrickten Rocknummern, die zu stark auf ihre Festivalbühnen-Kompatibilität schielen.

Unter dem Strich bleiben vier, fünf wirklich hübsche Nummern, darunter das sechsminütige, hymnische "Happy home" am Schluss, aber kein wirklich durchweg überzeugendes Album, dessen übermächtige High-Tech-Produktion oftmals einfach zu viel des Guten ist.

(05/10)