Verrückte Welt: Alle gehen ab auf IDLES, FONTAINES D.C., LIFE, SHAME und Co ... und irgendwie werden dabei die unglaublich famosen CROWS aus London übersehen. Die begannen bereits 2010 unter dem Namen JIM CROW & THE MURDERS, James Cox (voc) und Steve Goddard (gt) waren die Gründer. Schon bei der ersten (digitalen) Single 2011 war der Name zu CROWS geschrumpft. Es folgten weitere digitale Releases, erst 2015 kam mit der „Pray“-7“ ein erster physischer Release, 2016 erschien die „Unwelcome Light“-12“, die längst unbezahlbar ist. Und wieder gibt es eine ganze Weile fast kein Lebenszeichen, dann aber wird 2019 das Debüt „Silver Tongues“ auf Balley Records veröffentlicht, dem Label von IDLES-Sänger Joe Talbot. Damit hat die Band ihren düsteren Sound klar definiert, irgendwo zwischen von Goth geküssten Tönen à la Talbot und Co., aber auch viel Noise, düsteren Psychedelic-Momenten und diesem kaputten Blues à la GALLON DRUNK. Und dann ist da auch noch dieses betörende Shoegaze-Element, siehe „Meanwhile“ auf dem neuen Album. Alles exquisite Zutaten, dazu ein markanter Sänger, eine wundervoll monoton stampfende Rhythmussektion mit der pulsierenden Wucht einer großen Maschinenhalle und sirrender Gitarre. Alle ready für den Durchbruch, den großen Erfolg? Tja, CROWS erleben „moderate success“, es werden Menschen auf sie aufmerksam, aber ... dann kommt Corona und die vom Leben wohl durchgeschüttelte Band postet im Frühjahr 2022: „If you told me in December 2019, when we started making this record, that it wouldn’t see the light of day until 2022, I’d have said yeah probably, it’s a CROWS record.“ Nun, letzten Endes ist ja noch alles gut geworden. Das Album sowieso, aber die Platte ist raus, auf Vinyl, auf einem Label, das ein Londoner Konzertveranstalter ausweislich der Katalognummer 001 extra hierfür gegründet hat, und den Rest muss die Mundpropaganda richten, denn hier steckt anders als bei anderen Bands, über die man liest, von denen man hört, eben keine internationale Promo-Kampagne dahinter. Unbedingt verdient hätten CROWS die Aufmerksamkeit, denn „Beware Believers“ ist ein selten eindringliches Album mit Reminiszenzen an JOY DIVISION (bei dieser Vergleichskeule bin ich sehr vorsichtig!), frühe EDITORS und ... NAKED RAYGUN sowie A PLACE TO BURY STRANGERS. Hallige Sounds, fiese Noises, (bisweilen) schleppende Songs („Sad lad“), lots of Distortion, ein wirklich exzellenter Sänger – ach, es ist einfach alles da! Unbedingt erwähnenswert ist auch hier wieder das Artwork von Elliott Lane: der Londoner Illustrator und Tätowierer ist der Band eng verbunden, sein Stil und sein Lettering unverwechselbar – eigentlich. Denn wenn man nicht aufpasst, hat man im Laden schnell statt „Beware Believers“ das Debüt „Silver Tongues“ erstanden ...
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