BELA B

Bingo CD

Nachdem der DIE ÄRZTE-Kollege Farin Urlaub nun schon zwei Soloalben produziert hat, kommt jetzt auch Bela B. mit seinem ersten richtigen Soloalbum. Und genauso wenig wie die Platten des Herrn Urlaub DIE ÄRZTE-Platten ohne Bela B.-Songs sind, ist auch "Bingo" weit davon entfernt, bloß eine DIE ÄRZTE-Platte eben ohne Urlaub-Lieder zu sein.

Und wie klingt "Bingo" nun? Extrem relaxt scheint mir eine passende Umschreibung zu sein, die Platte strahlt eine ungeheure Gelassenheit und Spielfreude aus, die mir beim letzten - im Nachhinein betrachtet nicht zu den Glanztaten der ÄRZTE gehörenden und etwas zerfahren wirkenden - DIE ÄRZTE-Album "Geräusch" irgendwie fehlte.

Poppig ist sie geworden, mit diversen Anleihen bei Rock, Country, Beat, natürlich Punkrock und noch ein paar anderen Musikstilen, aber insgesamt ist das einfach nur eine schöne, schnörkellose Pop-Platte.

Schlagzeug, Gesang und einen Teil der Gitarrenarbeit hat Bela B. natürlich selbst übernommen, ansonsten wurde er von fähigen Mitmusikern unterstützt. Unter anderem hat er es geschafft, Lee Hazlewood für das wunderbar groovige "Lied des Tages" ins Studio zu bekommen, ein Höhepunkt der Platte.

Auch "Gitarre runter" - mit der herrlichen Textzeile "Mach die Gitarre runter, wir wollen deinen Sack nicht sehen" -, das hübsch-traurige "Was ist nur los ...?", der mir aus der Seele sprechende flotte "ZappinsonG" oder das stark an die Nick Cave/Kylie Minogue-Kollaboration "Where the wild roses grow" erinnernde "Hab keine Angst" sind ganz hervorragend.

Dem stehen zwar ein paar Stinker gegenüber wie "1.2.3. ..." - und das liegt nicht mal an der mitsingenden Charlotte Roche, der Song ist einfach doof - oder das zwar textlich gelungene, aber musikalisch öde und oberflächliche "Wiehr thind sssuper", insgesamt überwiegen aber hochklassige Popsongs, die unbestreitbar typisch Bela B.

sind und in ihrer Gesamtheit wie gesagt eine verdammt schöne Platte ergeben. (08/10)