BARRY ADAMSON

Love Sick Dick

Wenn Künstler ihr eigenes Label gründen, versprechen sie sich davon künstlerische und finanzielle Unabhängigkeit, was allerdings auch oft damit einhergeht, dass darunter die Außenwahrnehmung leidet, selbst in Zeiten weltweiter digitaler Vernetzung.

Und so ging das letztjährige Album „Know Where To Run“ von Barry Adamson im Gegensatz zu seinen vorherigen Veröffentlichungen aufgrund nicht vorhandener Promotion hierzulande komplett unter.

Bedauerlich, denn auf „Know Where To Run“ zeigte sich noch mal auf hohem Niveau die gesamte musikalische Bandbreite des ehemaligen MAGAZINE-Bassisten (der sich leider deren temporärer Reunion im Jahr 2011 verweigerte) und Gründungsmitglieds von Nick Caves Begleitband BAD SEEDS, zwischen Soundtrack-Anleihen und von Soul, Funk und generell Versatzstücken Schwarzer Musik durchzogenem anspruchsvollen Pop, alles in der Regel äußerst geschmackvoll und experimentierfreudig arrangiert wie komponiert.

War „Know Where To Run“ quasi Adamsons persönliche „Best Of“-Platte wendet er sich auf seiner aktuellen EP (als Begleitveröffentlichung zu einer gerade absolvierten Tour) mit sechs Stücken wieder den eher „dunklen“ Dance-Music-Sounds zu, die auch sein 1996er Meisterwerk „Oedipus Schmoedipus“ bestimmt hatten.

Weniger Noir-Soundtrack also, sondern kluge, groovende Noir-Tanzmusik, worauf sich Adamson schon immer gut verstand, der über die Jahre auch ein ganz ausgezeichneter, selbstbewusster Sänger geworden ist.