Das Intro des Albums ist ein kurzes Brecht-Zitat über den Reisepass eines Menschen, aus seinen „Flüchtlingsgesprächen“. Ein Text, den man durchaus unabhängig von diesem Album einmal lesen sollte. Bernadette La Hengst hat sich einiger Texte von Meister Brecht zusammen mit der BANDA INTERNATIONALE angenommen. Letztere sind mit ihrem Album „Kimlik“ (2017) noch in Erinnerung. Man bekommt einen Sound zwischen druckvoller Bläserformation, spanischer Gitarrenmusik, Manu Chao und LABRASSBANDA serviert. Im Zentrum stehen Brechts Flüchtlings- und Exil-Texte – war er doch selbst von 1933 bis 1949 im Exil, auf der Flucht, vertrieben. Texte wie „Über die Bezeichnung Emigranten“ (1937) oder „Lob der Dialektik“ (1934) werden auf dem Live-Album zu einer dynamischen Erzählung arrangiert, alles dem Thema untergeordnet, die Gemeinsamkeiten von Kultur und Sprache betonend. Die musikalischen Besonderheiten von La Hengsts Soloalben findet man hier nicht, dafür aber ein Album mit Herz und Standpunkt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #154 Februar/März 2021 und Thomas Neumann