Als Evan Dando 2003 sein erstes und einziges Album unter eigenem Namen veröffentlichte, war mein Verhältnis zu seiner alten Band LEMONHEADS extrem abgekühlt, deren letztes Lebenszeichen „Car Button Cloth“ 1996 erschien.
Danach war es still um Dando geworden, dem offenbar der damalige Ruhm nicht gut bekam, und der sogar zeitweise seine Stimme durch exzessiven Crack-Konsum eingebüßt hatte. 2001 erschien dann ein Live-Album von ihm, das neben drei Coverversionen auch einen sehr guten neuen Song enthielt, der dann zwei Jahre später auch auf „Baby I’m Bored“ zu hören war.
Von Dandos Punk/Hardcore-Vergangenheit war ja schon auf den letzten LEMONHEADS-Platten nichts mehr zu hören gewesen, „Baby I’m Bored“ überraschte aber dann doch durch die introspektiv folkrockige Ausrichtung der zwölf spartanisch instrumentierten Songs, bei denen Dando von Howe Gelb, John Convertino und Joey Burns (GIANT SAND, CALEXICO), Chris Brokaw (COME/CODEINE) und Jon Brion (Score-Komponist von einigen Paul Thomas Andersons Filmen) tatkräftig unterstützt wurde.
Damals bekam das Album von mir die Höchstwertung und auch heute noch haben die Songs dies verdient, die deutlich Dandos Handschrift tragen, aber einen wesentlich mehr berühren als der gesamte Output der LEMONHEADS.
Dando klingt hier gesanglich kraftvoll und verletzlich zugleich und ist anscheinend darum bemüht, die bösen Geister einiger nicht allzu positiver Jahre zu vertreiben. Die Neuauflage dieses tollen Albums steckt in einem schicken Digibook und enthält noch eine weitere Disc mit den B-Seiten der von Dando zu dieser Zeit veröffentlichten Singles und Alternativversionen einiger Albumtracks.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #132 Juni/Juli 2017 und Thomas Kerpen