Es kommt selten vor, aber bei THE MEMBERS ist es mir mal wieder passiert: Die CD läuft und plötzlich ist da dieser Song, den ich natürlich kenne, aber von dem ich niemals hätte sagen können, von welcher Band er ist.
"The sound of the suburbs", bitte alle mitschreiben, ist also von den MEMBERS. Die gründeten sich zwar schon 1976 und waren damit in Sachen Punk von Anfang an dabei, doch trotz eines Deals mit Virgin, für die sie zwei Alben veröffentlichten, gehören sie heute zu einer jener Bands, die nur ausgesprochenen Kennern der frühen UK-Szene bekannt sind - und das, obwohl die Single "The sound of the suburbs" sich damals 250.000-fach verkaufte, es die Band damit in die Top 20 schaffte.
Vor dem Virgin-Deal veröffentlichten die MEMBERS aus dem namenlosen Londoner Vorstadtgürtel via Stiff die Single "Solitary confinement", und schon da zeigten sie, dass sie zwar einen Ruf als ziemlich wilde Band hatten, gerade auch was Frauen anbelangt, aber doch wie THE CLASH, THE JAM oder THE RUTS das Zeug dazu hatten, musikalisch ein breites Spektrum an Sounds zu bedienen und nicht nur knappe Punkrock-Smasher rauszurotzen - "Stand up and spit" etwa ist eine sehr relaxte Reggae/Dub-Nummer, bei anderen Songs und natürlich vor allem ihrem Überhit steht immer der mitreißende Popsong im derben Punkgewand im Vordergrund.
Entsprechend abwechslungsreich und vielschichtig ist auch das exzellent produzierte Debütalbum "At The Chelsea Nightclub" ausgefallen. Dessen elf Tracks hat Captain Oi! in bester Labeltradition noch acht Bonussongs angefügt, nämlich die drei Songs der Stiff-7", den Anti-Nazi-Sampler-Track "Fear on the streets" sowie unter anderem den Single-Track "Offshore banking business".
Im Booklet gibt's dann auch labeltypisch Linernotes sowie Hintergrundinfos zu jedem Song. Das ist auch der Fall beim 1980er Album "1980 - The Choice Is Yours", auf dem sich auch immer wieder verstärkt hektische Ska-Rhythmen bemerkbar machen, aber weniger in einer "sortenreinen" Weise, sondern eher in der Art, wie das auch SUBHUMANS/CITIZEN FISH so beinahe unmerklich unter die Melodien mischten.
Mit den Songs "Physical love" und "Brian was" gibt's auch hier wieder mitreißende Lieder, die allerdings weit weniger punkig ausfallen als noch beim Debüt und eben doch wieder die Einordnung neben oben erwähnten Größen rechtfertigen.
Zwei sehr schöne Alben einer herausragenden Band, die es wieder zu entdecken gilt. (73:37/56:15) (09/10) / (07/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #93 Dezember 2010/Januar 2011 und Dirk Klotzbach
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #67 August/September 2006 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #146 Oktober/November 2019 und Dirk Klotzbach