Es war die Hamburger Richtung, die mich als sehr junger Mensch für Punk begeisterte. Es ist der Sound von RAZZIA, SLIME, ANGESCHISSEN, TORPEDO MOSKAU und den EMILS, der mich auch heute noch intensiv anfasst. Aber es gab da ja auch noch diese andere avantgardistische, experimentelle Hamburger Richtung, die den Weg in die Neue Deutsche Welle weisen sollte, die von Alfred Hilsberg und Klaus Maeck und der ZickZack-Community unterstützt und geprägt wurde. Besonders jener Avantgarde ist der von Alf Burchardt und Bernd Jonkmanns zusammengestellte künstlerisch anspruchsvoll gestaltete und informative Bildband „Hamburg Calling. Punk, Underground & Avantgarde 1977-1985“ gewidmet. Es sind vor allem die hier ansprechend arrangierten ausdrucksstarken Fotografien von Sabine Schwabroh, die schlaglichtartig und einfühlsam eine Geschichte von Punk in Hamburg erzählen. Diese oft schon für sich selbst sprechenden zeitgeschichtlichen Momentaufnahmen porträtieren Personen und Orte überwiegend spontan und in Aktion. Fotografien und Collagen prägen den Band, dessen Erzählung durch fokussierte Interviews mit Zeitzeug:innen kontextualisiert wird. Es kommen Hamburger Kulturschaffende und Künstler:innen zu Wort sowie jene, die eine Geschichte mit Hamburg haben. Es erinnern sich unter anderem Alfred Hilsberg, Klaus Maeck, Campino, Mike Stanger, Frank Z., Schorsch Kamerun, Mona Mur, Anja Huwe und Andreas Dorau. Burchardt und Jonkmanns ist ein spannender Bildband gelungen, der nicht nur zum Stöbern, sondern auch zur vertieften Lektüre und Weiterbeschäftigung einlädt. Von mir ein: Ja, ja, ja!
© by - Ausgabe # und 31. August 2020
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #153 Dezember/Januar 2020 und Salvador Oberhaus