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BOBBY MARCH FOREVER

Alan Parks

Irgendwer wird sich sicher an anderer Stelle schon mal Gedanken darüber gemacht haben, warum Bücher und Filme vorzugsweise aus der Sicht eines Polizisten (sehr viel seltener: aus der einer Polizistin) berichten. Der Grund ist sicher was Tiefenpsychologisches – wer will schon (insgeheim) Sympathie etwa für Mörder:innen empfinden? „La Casa de Papel“ hat diese Sicht übrigens sehr schön umgedreht. Von der Regel der „Copzentriertheit“ weicht Alan Parks in seinem dritten Buch um den im Glasgow der frühen Siebziger ermittelnden Kripo-Mann Harry McCoy nicht ab. Parks, dessen Biografie an John Niven erinnert und der „zufällig“ auch bei Heyne Hardcore veröffentlicht, arbeitete einst für London Records und Warner unter anderem mit NEW ORDER und GNARLS BARKLEY, und so ist eine gewisse Musikaffinität bei ihm nicht überraschend. Eher nebenbei, aber detailgenau beobachtet webt er in seine Geschichte um den toten Rockstar Bobby March Bezüge zu den ROLLING STONES ein, lässt McCoy im Hitzesommer 1973 ruhelos durch ein abgefucktes, drogenverseuchtes Glasgow streunen, auf der Suche nach zwei verschwundenen Jugendlichen und eben dem Mörder von March, der zum Zeitpunkt seines Todes seine beste Zeit längst hinter sich hatte. Parks, der einst in Glasgow studierte, schafft es, dem Leser seine Story fast wie einen Film auf die innere Leinwand zu projizieren, und er tut das mit einem lakonischen Tonfall, ohne großsprecherisches Draufgängertum. Dass das auch auf Deutsch gut funktioniert, ist das Verdienst von Übersetzerin Conny Lösch, die seit Jahren schon spezialisiert ist auf Bücher mit popkulturellem Background. Ja, „Bobby March Forever“ ist ein weiteres Buch aus „Bullensicht“, aber ein unterhaltsames.