Bereits das zweite Album, das Anti- von Ramblin' Jack Elliott veröffentlicht, ein Fossil der amerikanischen Folkszene, der ein großer Einfluss für Bob Dylan und Phil Ochs war und mit Ende 70 noch mal einen Kreativschub erleben durfte.
Von dem 2006er Album „I Stand Alone" war ich allerdings nicht restlos begeistert, eher konservative Folkmusik, überwiegend solo mit Gitarre vorgetragen, aber bei weitem nicht so begeisternd wie ein Johnny Cash, bei aller vorhandener Authentizität.
„A Stranger Here" klingt direkt ganz anders, denn Elliott interpretiert hier Blues- und Country-Songs aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg, die Zeit der „Great Depression" in den USA, als der „singende Cowboy" noch im Krabbelalter war.
Den Unterschied macht hier vor allem aus, dass „A Stranger Here" mit richtiger Band aufgenommen wurde, das klingt zwar immer noch spartanisch und etwas angestaubt, sorgt aber für die genau richtige Atmosphäre, um Songs dieser Art zu interpretieren.
Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man fast meinen, Elliott wäre ein Schwarzer, der irgendwo im Mississippi-Delta seine archaischen Bluessongs zum Besten geben würde. Oder man wird wahlweise in ein verrauchtes Speakeasy mit jazziger Barmusik versetzt.
Beteiligt war hier als Produzent Joe Henry, der es offenbar wie kein anderer versteht, solchen Roots-Rock mit der nötigen Transparenz und Wärme auszustatten, denn alleine das Klangbild von „A Stranger Here" ist ein ästhetischer Hochgenuss.
Aber auch die zehn Songs ergeben ein wunderbar rundes Bild und unterstreichen die Zeitlosigkeit dieser herrlich emotionalen, echten Musik, die Elliott mit einer Intensität vorträgt, als hätte er sie tatsächlich selbst geschrieben.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #83 April/Mai 2009 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #67 August/September 2006 und Thomas Kerpen