YOURS TRULY

Foto© by Thomas Eger

Wütende Kunst

Die australische Pop-Punk-Band veröffentlich im August ihr neues Album „Toxic“ und kommt bald darauf auf Tour nach Europa. Sängerin Mikaila Delgado erläutert, wie es sich anfühlt, Fans auf der anderen Seite der Welt zu haben, und warum auf „Toxic“ ihre bisher wütendsten Songs zu finden sind.

Der Begriff „toxisch“ wird, gerade in der letzten Zeit, vor allem im Kontext von Beziehungen, Männlichkeit, Positivität und dergleichen mehr verwendet, an was denkst du bei dem Albumtitel „Toxic“?

Du bist auf der richtigen Fährte. „Toxic“ hat diesen Titel bekommen, weil er das Thema vieler Songs und der Situationen, aus denen sie entstanden sind, auf den Punkt bringt. Toxisch kann auch die Art zu denken sein, wie man über sich selbst denkt und bestimmten Situationen begegnet.

Auf dem Album befinden sich einige ziemlich harte und wütende Songs, zum Beispiel die Single „Sour“, auch das Artwork und die Musikvideos sind eher düster. Gibt es bestimmte Bands, die euch dazu inspiriert haben, oder hat das mehr persönliche Gründe?
Die Richtung, die wir verfolgen, liegt vor allem an persönlichen Dingen. Während das Album entstand, haben wir uns immer wieder sehr wütend gefühlt, das wollten wir mit unserer Musik, unseren Songs ausdrücken. Es hat sich von selbst so ergeben, als wir „Toxic“ geschrieben haben, haben wir alles rausgelassen. Der Sound und auch das Artwork sind von unseren persönlichen Erfahrungen inspiriert. Das Cover zeigt eine Frau mit gebrochenen Flügeln, die in einem lebensfeindlichen, toxischen, Landschaft steht, das spiegelt wider, wie wir uns als Band, mit unserer Karriere in dem Moment gefühlt haben.

In dem Track „Sinking“ sind sogar geschriene Vocals zu hören, wie kam es dazu?
Ich träume oft von Menschen, die nicht länger Teil meines Lebens sind, „Sinking“ handelt von diesen Träumen. Ich habe meinen Freund Jono von BLOOM gebeten, für uns ein Feature aufzunehmen, da ich der Meinung war, dass der Song diesen extra harten Kick braucht, den ich selbst nicht bieten kann. Ich finde, sein Part ist eine großartige Ergänzung. Ich selbst habe auf dem Album meine Herangehensweise an den Gesang auch verändert. Ich singe meist weicher und tiefer, aber in manchen Stücken, wie „Sour“ oder „Sinking“, rauer als bisher. Nachdem ich schon so lange singe, war es an der Zeit, weitere Facetten an meiner Stimme zu entdecken und zu nutzen. Es war spannend, was ich über meine Stimme, meine Fähigkeiten und mich selbst gelernt habe.

Gibt es Songs, auf „Toxic“ oder früheren auf Alben, die du als Insider Tipp bezeichnen würdest? Songs, die dir oder vielleicht auch euren Die-hard-Fans viel bedeuten?
Ich habe das Gefühl, die langsamen Balladen, die Stücke, die nie große Hits werden, sind aber die, von denen ich besonders hoffe, dass die Fans sie zu schätzen wissen. Auf dem neuen Album ist das „All that I’m not“, auf „Self Care“ wäre es „Heartsleeve“. Es steckt viel Herzblut und viel Emotion in diesen Songs, ich bin sehr stolz auf sie und ich hoffe, die Fans können sich damit identifizieren.

Aus europäischer Perspektive ist Australien einer der am weitesten entferntesten Orte auf diesem Planeten. Wie fühlst du dich damit, Fans auf der anderen Seite der Welt zu haben und bald auch wieder Konzerte hier zu spielen?
Es ist unglaublich für mich, dass Menschen auf der anderen Seite der Welt unsere Musik hören und auf unsere Shows kommen. Ich bin selbst großer Fan von Musik und Bands, in meiner Heimatstadt Sydney habe ich so viele Konzerte, auch von internationalen Künstlern und Künstlerinnen gesehen. Es ist etwas ganz Besonderes jetzt auf der anderen Seite zu stehen, denn ich weiß, wie toll es ist, eine Band vor sich zu haben, deren Musik einem etwas bedeutet. Ich bin unglaublich dankbar, dass Menschen etwas fühlen bei der Musik, die wir geschaffen haben, oft auch trotz einer gewissen Sprachbarriere. Vom neuen Album haben wir bisher nur „Call my name“ live gespielt, der kam beim Publikum super an. Wir freuen uns darauf, einen Großteil von „Toxic“ in unser Live-Set aufzunehmen, wenn wir unsere Headliner-Tour in Europa spielen.