WHITE FLAG

Seit 1982 veröffentlichen WHITE FLAG in schöner Regelmäßigkeit Platten, von denen bei uns selten jemand wirklich Notiz nimmt. Die ganze Band, beim Bandnamen angefangen über die Pseudonyme der Musiker bis hin zu den Plattencovern waren darauf angelegt, anderen Leuten ans Bein zu pissen oder sie zumindest auf die Schippe zu nehmen. In den USA ist das Konzept auch hervorragend angekommen, bei uns wurde die Band allerdings von einigen Idioten falsch verstanden, die WHITE FLAG mit „White Power“ gleichsetzen wollten und anhand stümperhafter Übersetzungen ihrer Texte die 1986er Tour teilweise massiv zu behindern versuchten. Zu den damaligen Ereignissen und zu weiteren Dingen habe ich das folgende Interview per eMail mit Pat Fear, Trace Element, Doug Graves und Pick Z. Stix geführt. Für ein paar Antworten hat sich auch Uralt-Bassist Jello B. Afro an die Tastatur gesetzt. Hier wir gehen!

Wer spielt denn 2001 alles bei WHITE FLAG?


Pat: Nun, das hängt vom jeweiligen Wochentag ab. Es sind eine Menge Leute in der Band oder gerade nicht. Wir sind so etwas wie eine rotierende Gruppe. Im Augenblick haben wir wieder eins unserer frühesten Line-Ups: Ich, Trace Element, El Fee und Doug Graves – übrigens die selben Leute, die 1986 in Deutschland getourt sind – und ein neueres Mitglied, das seit 1996 dabei ist, nämlich Kim Crimson, der auch bei den POSIES und BIG STAR spielt, und in der R.E.M.-Tourband.

Gebt ihr noch Konzerte oder seit ihr eine reine Studioband geworden?

Doug: Wir touren, wenn wir Lust dazu haben und es mit unseren Terminkalendern abstimmen können. Also machen wir, weil wir faul sind, ein Album in zehn Jahren, oder so. Pat und Trace sind erst kürzlich mit zwei anderen Mitgliedern in Spanien getourt.

Bruce Duff hat mir schon erzählt, dass er mit euch in Spanien war. Wie fandet ihr es denn?

Pat: Javier von THE ZEROS und Bruce von THE ADZ haben uns auf der Tour ausgeholfen. Javier ist auf einigen neuen Songs zu hören, allerdings nur als Gast. Er ist viel zu sehr beschäftigt um ganz bei uns einzusteigen, genau wie Bruce. Ich kenne Bruce noch aus der Zeit vor WHITE FLAG. Wir kommen aus der selben kleinen Stadt.
Trace: Es war großartig. Viele große Shows und eine Liveshow im Radio mit über 4 Millionen Zuhörern, Fernsehshows und so. Es war klasse.
Pat: Interessant war eine Akustik-Show im größten Plattenladen in Barcelona. Rappelvoll, und wir haben noch nie eine Akustik-Show gespielt, geschweige denn dafür geprobt. Wir haben´s einfach gemacht und es schien ihnen zu gefallen.
Trace: Wir mussten eine Zugabe geben, wird ihnen wohl gefallen haben.
Pat: Drei Zugaben!

Die meisten eurer letzten Scheiben kamen aus Spanien oder Schweden. Bringt ihr noch Scheiben in den USA raus?

Pat: Nicht so oft, wir bemühen uns auch nicht so sehr. Sympathy haben ein paar Singles rausgebracht und wollen das neue Album rausbringen, aber wir sind dermaßen faul, dass wir uns da nicht drum kümmern. Die Band ist unser Hobby, nicht unser Job.
Trace: Wir machen unsere Platte in Ruhe und bringen sie auch in Ruhe raus. In Spanien, Schweden und Deutschland gibt es Labels, die gerne was mit uns machen wollten, und dass sind mittlerweile Freunde von uns. Daher bringen wir in diesen Ländern mehr Scheiben raus, als anderswo. Wir haben mal eine in Süd-Afrika gemacht, was ziemlich cool war. Es war eine Anti-Apartheid-Benefiz-EP, die ziemlich rar ist, wie du dir vorstellen kannst. Ich denke, dass die Single mit Tony von den ADOLESCENTS die letzte US-Veröffentlichung von uns war.
Pat: Kam die mit Kim und Ronnie von den MUFFS nicht später raus? Sympathy wollen eine Zusammenstellung mit allen Songs, die wir mit den beiden gemacht haben veröffentlichen, was wir vielleicht sogar auch tun werden. Kim und Ronnie waren lange bei WHITE FLAG, bei Aufnahmen und für Konzerte. Wir werden einige Songs auf unsere Webseite stellen, sobald sie fertig ist
El Fee: Wir machen auch Singles mit jedem Label, das uns fragt. Wir werden wohl bald eine Splitsingle mit GIGANTOR bei euch machen.

Was macht ihr denn neben WHITE FLAG?

Doug: Eislaufen.
El Fee: Ich arbeite in armen Entwicklungsländern, habe dort Feldbewässerungen gebaut. Ich war einige Jahre im Friedenscorps, als ich nicht in der Band war. Jetzt arbeite ich bei einer Freiwilligenorganisation, wo ich nicht in einem Zelt leben muss und über Monate ständigen Moskitoattacken ausgesetzt bin.
Pat & Trace: Nichts!

Wirklich? Ich dachte, dass Trace ein Studio betreibt und Pat ab und zu mit Bruce Duff Countrysachen übt.

Pat: Trace hat ein kleines Studio, was wir aber für uns nutzen, nichts geschäftliches.
Trace: Ich bin doch ein reicher Punkrockstar im Ruhestand, schon vergessen. Ha! Keiner von uns muss arbeiten.
Pat: Genau wie die TOTEN HOSEN, haha!

Ihr habt Anfang der 90er ein paar Singles bei Lost & Found rausgebracht. Waren das offizielle Scheiben, oder seid ihr abgezogen worden? Viele Bands, hauptsächlich aus den USA, haben behauptet, von ihnen betrogen worden zu sein.

Pat: Eigentlich waren sie große Fans von uns. Sie fragten uns, ob wir was für das Box-Set machen wollen und haben uns etliche Scheiben umsonst gegeben. Ich weiß, dass andere Leute Probleme mit ihnen gehabt zu haben scheinen, aber zu uns waren sie immer sehr cool, dass ist alles was ich dazu sagen kann.
Trace: Die TESCO VEE-Single, die sie gemacht haben, hat ein großartiges Artwork.

Was ich immer schon mal wissen wollte, wer hat das Solo im Song „Zero Hour“ gespielt, und wie hat er das gemacht? Es ist eins der besten Gitarrensoli, das ich kenne.

Pat: Das war ich. Ich habe mein bestes gegeben, um den frühen IRON MAIDEN-Gitarrensound und deren Spielweise hinzubekommen, wie sie es auf dem ersten Album gemacht haben, welches ziemlich punkig ist. Kurze schnelle Lieder.
Doug: Ich habe das eigentliche Lied geschrieben, in der Nacht bevor wir ins Studio gegangen sind.
Pat: Es ist ein ziemlich cooles Solo und ich bezweifle, dass ich es je wieder so hinbekommen werde. Aber es gab da keine Tricks, wir konnten uns keine leisten. Die Platte wurde in einer richtigen Garage aufgenommen, ehrlich. Das Echo auf dem Gesang ist von einem Gitarreneffekt, in den wir halt das Mikrophon gesteckt haben. Studiotricks konnten wir uns 1985 gar nicht leisten, viel zu teuer. Manchmal, wie auf dem Song „One way down“, spiele ich Sachen, die mich selbst überraschen. Ich bin kein guter Gitarrenspieler. Auf diesem Song spielen Pat Smear von NIRVANA/GERMS und Eric von HOLE die Harmonien zu meinem Solo. Jetzt hört sich das wie ein QUEEN-Song an.
Doug: Pat Smear liebt QUEEN.
El Fee: Ja, du bist ein guter Gitarrist, Pat. Du spielst diesen Ace Frehley meets George Harrison-Stil, wobei ich eher den Michael Schenker-Kram spiele. 1986 sind wir extra nach Hildesheim gefahren und haben uns das Haus angeschaut, indem die Schenkers aufgewachsen sind. Ich liebe UFO!
Doug: Wir haben „Lights Out“ von UFO schon mal gespielt. Es ist auf der spanischen „Empty Heaven“-EP als versteckter Song.

Ja, genau. Der ganze alte IRON MAIDEN-Kram mit Paul DiAnno ist ziemlich geil und punkig. Ich für meinen Teil finde den ganzen lahmen 77er Punk ziemlich beschissen, auch die SEX PISTOLS, THE CLASH und STIFF LITTLE FINGERS, aber es gibt eine Menge coolen Heavy Metal aus dieser Zeit. Ich mag einige Bands aus der „New Wave of British Heavy Metal“ wie TANK, SAVAGE, DIAMOND HEAD, DEF LEPPARD (erste LP). Wie seht ihr das?

Pat: Also, mein Geschmack ist da doch etwas anders. Ich liebe 77er Punk und besonders 76er Punk wie die RAMONES, Joey ist kürzlich gestorben, was mich sehr traurig macht. Sie haben damals mein Leben total verändert, mehr als das heute geschehen kann, wo Punk alltäglich geworden ist und überall akzeptiert wird. Aber klar, hey, diese Bewegung aus England, mit all den Bands die du erwähnt hast, MOTÖRHEAD nicht zu vergessen, diese Bands haben die langweiligen Elemente von Metal weggelassen und ziemlich aggressive Musik gemacht, die eine Menge Energie hatte. Nachdem DiAnno IRON MAIDEN verlassen hatte, mochte ich sie auch nicht mehr. Ich bin damals extra den ganzen Weg nach Las Vegas gefahren, um ihren allerersten US-Gig zu sehen. Jetzt verstehe ich auch, warum „Zero Hour“ dein Lieblingssong von uns ist. Er ist eigentlich ziemlich untypisch für uns. Wir haben keinen anderen, der so klingt.
Trace: X RAY SPEX, GENERATION X und THE DAMNED waren große Bands, aber jeder hat seinen eigenen Geschmack.

Macht ihr noch euer Label Gasatanka Records?

Pat: Nein, wir haben keine Lust mehr von Vertrieben abgezogen zu werden und dann selber unsere Bands nicht bezahlen zu können.
El Fee: Vor allem unsere Band!
Doug: Genau! Verkaufe 30.000 Platten und dann geht dein Distributor pleite, nicht so nett!
Pat: Wir haben ein paar gute Scheiben rausgebracht, auf die ich mächtig stolz bin, aber die geschäftliche Situation war bescheiden. Wir haben SHONEN KNIFE aus Japan bekannt gemacht. Die waren total unbekannt, auch in Japan, bis wir was von ihnen gemacht haben und den Tribute-Sampler veröffentlichten.
Trace: Yeah! Ein Tributealbum für eine Band, die keiner kannte geschweige denn, dass einer von uns von denen inspiriert wurde.
El Fee: Aber es hat geklappt. Zum Schluss sind sie mit NIRVANA getourt.
Doug: Wir nicht!
Pat: Ich schon, obwohl ich nicht gespielt habe. Ich hing halt mit im MELVINS-Bus herum. Krist hat sogar einmal ein WHITE FLAG-Shirt auf der Bühne getragen.
Doug: Pat war mal eine Zeit bei den MELVINS.
Pat: Psst! TOP SECRET!

Habt ihr vor noch mal bei uns zu touren? Die letzte Tour liegt ja doch schon so 15 Jahre zurück.

Alle: Ja!
Pat: Wir würden gerne mit den TOTEN HOSEN touren! Andi, liest du das hier?
El Fee: Aber ich will nicht mehr auf dem Fußboden schlafen, mein alter Rücken macht das nicht mehr mit. Ich brauche wenigstens eine Jugendherberge!
Doug: DIE TOTEN HOSEN sind ziemlich cool. Total Punk, aber auf einem Majorlabel mit ihren eigenen Bedingungen und kein Ausverkauf und so. Sie waren ihrer Zeit weit voraus. Lange vor BLINK 182, oder welche Band mit einem Platin-Punkalbum du auch nennen willst.
Trace: Wir wollen „Here comes Alex“ aufnehmen, wir sollten eine Splitsingle mit ihnen machen!

Warum gibt es eigentlich so viele verschiedene WHITE FLAG-Platten mit verschiedenen Titeln/Covern, welche die gleichen Songs enthalten?

Pat: Das liegt daran, dass, als wir aufwuchsen, alle BEATLES- und STONES-Platten in den USA völlig neu zusammengestellt wurden. Unterschiedliche Lieder, andere Cover, manchmal sogar mit Songs, die es nur auf diesen Scheiben gab. Ich fand es schon ziemlich scheiße, als ich feststellte, dass ich zwanzig Jahre die „Revolver“-Platte gehört hatte und die Hälfte der Songs fehlte!
Doug: Außerdem hatten wir so viele Coverideen, dass wir sie halt verbraten haben ohne neue Songs aufzunehmen. Die frühen BEATLES- und STONES-Platten hatten bei uns wirklich alle völlig verschiedene Titel und Cover. Sie hatten darüber wohl keine Kontrolle, was bei solch großen Bands schwerlich vorstellbar ist, es muss aber so gewesen sein.
Trace: Wenn wir jetzt so über diese Platten reden, hört sich das an, als wären wir alt oder so. Aber diese neu zusammengestellten Platten waren alles, was wir in den Staaten bis vor fünf Jahren oder so kaufen konnten. Ich wette, dass in Deutschland niemand das erste BEATLES-Album hat, das bei uns „Meet the Beatles“ heißt und Lieder ihrer ersten beiden UK-Alben plus eine Single plus eine EP beinhaltet.
El Fee: „Zero Hour“ wurde zu „Wild Kingdom“, die US-Version, als ich die Band nach der Zero Hour-Tour für eine Weile verlassen hatte. Bis dahin war die Platte noch nicht in den USA erschienen. Unser alter Trommler Pick Z. Stix kam als Gitarrist und Sänger zurück in die Band, und sie haben ein paar neue Songs gemacht, dann haben er oder Pat neue Versionen von den Songs gemacht, auf denen ich zuvor Leadvocals gesungen hatte. Meine Gitarrensoli sind aber noch zu hören. Es machte damals einfach Sinn, weil ich kurz davor war, zum arbeiten nach Südamerika zu gehen. Ich hatte einfach nicht die Zeit, unser neues Album zu promoten, also hat Pick Z. Stix es gemacht. Es ist ein völlig anderes Album, auf dem ein paar gleiche Songs sind.
Pat: „Sgt. Pepper“ wurde nur in England veröffentlicht, wir haben dabei zwei Alben zusammengeschmissen, nur um die Musikkritiker in England anzupissen, weil die Scheibe zur selben Zeit erschien, als die echte „Sgt. Pepper“ 20-jähriges Jubiläum feierte.
Doug: Unser Label in England wollte die Platte in den Abbey Road Mastering Studios mastern lassen. Irgendwie hat Paul McCartney davon Wind bekommen und es untersagt. Ihm gehört ein Teil des Studios und er hatte wohl Probleme mit dem Albumtitel.
El Fee: Yeah, und ins Vinyl ist „Linda McCartney and the Wings“ eingraviert. Ich wette, dass er das auch nicht toll fand.
Pat: Wie Punk ist das? Wir haben einen der BEATLES angepisst!

Hat er wirklich „Nein!“ gesagt, oder war es einer von den Leuten, die im Studio gearbeitet haben und er hat nie was davon erfahren?

Pat: Was uns gesagt wurde, und was in den Zeitungen und der L.A.Weekly stand, war, dass der Typ, der die Gravuren machen sollte, einigen Vorgesetzten davon erzählte. Die fragten Paul und er sagte „Nein!“
Trace: Er hat uns nicht selber angerufen und uns angeschrien, wenn du das meinst, aber die Leute in den Abbey Road Studios meinten: „Mr. McCartney würde es begrüßen, wenn sie ihren Kram woanders machen könnten.“
Doug: Er hat uns deshalb nicht selber angerufen, weil er Angst vor uns hatte, weil wir Punks sind, haha!

Sind WHITE FLAG jemals Teil der L.A. Punkszene gewesen? Gibt es dort noch so etwas wie eine Szene?

Pat: Wir haben jedes Wochenende gespielt. Mit BLACK FLAG, SOCIAL DISTORTION, REDD KROSS.
Trace: Den BANGLES, CIRCLE JERKS, all diesen Bands. Irgendwann hatten wir keinen Bock mehr, unsere Anlage jedes Wochenende durch die Gegend zu wuchten.
El Fee: Wir haben mal eine Show mit den MUFFS gespielt, als ich nicht in der Band war. Als Kim und Ronnie mit uns als WHITE FLAG spielten, dann als THE MUFFS. Das war lustig.
Doug: Einmal sind wir mit drei Bassisten aufgetreten, ich, Ronnie und Jello B. Afro, dazu drei Gitarren. Pat, Kim und El Fee, ich weiß gar nicht mehr, wer noch dabei war, aber es war der helle Wahnsinn.

WHITE FLAG haben sich vom Punk/Hardcore in den frühen Tagen hin zu einer Gitarren-Popband entwickelt. Ist das eine Entwicklung, die euren musikalischen Geschmack wiedergibt, oder liegt es an euren musikalischen Fähigkeiten, frei nach dem Motto „Früher konnten wir nicht spielen, heute können wir´s“?

Pat: Eigentlich spiegelt das nur die Stimmung wieder, in der ein Song entstanden ist. Einiges von unseren neuen Sachen ist ziemlich punkig.
Trace: Wir waren sehr, sehr limitiert mit unserem ersten „Sänger“ Al Bum. Musik zu machen mit einem Sänger, der nur schreit, ist schon hart, obwohl es damals cool war. Als Sänger war er ein prima Frontmann, nur konnte er nicht singen.
Pat: Wir haben ihn in die Band geholt, weil er verhasst war, nicht wegen seiner Sangeskünste.
Doug: Aber selbst damals haben wir Songs mit vielen Harmonien gemacht. „Flipside“ etwa, oder „There´s a place“.
Pat: Ja, genau, die BANGLES haben die Harmonien von „Flipside“ gesungen, und was mir eben wieder einfällt, auf „there´s a place“ hat Pick Z. Stix die Harmonien zusammen mit Bruce Duff gemacht. Er hat uns 1984 aufgenommen. Wow, hatte ich ganz vergessen.
El Fee: Seit wir alle 1985 angefangen haben zu singen, sind die Songs besser geworden. Wir können immer noch schnellen Punkrock spielen, nur dass der Gesang viel besser ist. Ich glaube, wir waren die erste Punkband, die das gemacht hat, aber nagel mich darauf nicht fest
Pat: Jemand meinte neulich, wir würden klassischen Hardcore mit BEACH BOYS-Harmonien machen. Hört sich komisch an, aber ich mag es.

Was sind denn heutzutage eure Favoriten? Irgendwelche Geheimtips?

Pat: Geheimtips? Erzieht eure Kinder so, dass sie keine Punks werden!!
Trace: SATOR aus Schweden sollten die größte Band Europas sein.
El Fee: THE POSIES, THE STROKES, THE ZEROS.
Pat: DIE TOTEN HOSEN, eine neue, hoffnungsvolle Band, aus denen könnte noch was werden. Ihr erstes Album heißt „Opel Gang“ und ist z.Zt. meine Lieblingsplatte.
Doug: Pat lebt in der Vergangenheit. DEATH CAB FOR CUTIE aus Seattle oder AT THE DRIVE-IN, haltet nach denen Ausschau.

AT THE DRIVE-IN sind ziemlich cool. Ich glaube, dass sie auch bei uns immer angesagter werden.

Pat: Ja, alle paar Jahre gibt es ein paar Bands, die wirklich herausragen, wie die, die wir erwähnt haben. Lars von RANCID meinte einmal, dass es solange Punk geben wird, solange es wütende Jugendliche mit Gitarren gibt, oder so ähnlich. Von hundert gegründeten Bands wird wenigstens eine O.K. sein, und von tausend Bands wird eine herausragend, denke ich. Obwohl das jetzt nur ein Zahlenspiel ist, um zu verdeutlichen, was ich meine.
Doug: Wir gehören vermutlich zu den anderen 99 Prozent.

Habt ihr eine Ahnung, wie viele Scheiben ihr insgesamt verkauft habt?

Alle: Nein!

Keinen blassen Schimmer?

Pat: Wenn wir´s wüssten, würden wir´s nicht verraten. Ich mag die GALLYGOWS.
Doug: Lass uns einfach sagen, dass wir eine respektable Menge verkauft haben, aber kaum die Kohle dafür gesehen haben.
Pat: Die einzigen Verkäufe die zählen, sind die, wo der Käufer die Platte wirklich genießt und liebt. Es kommt nicht auf die Menge der Käufer an, sondern es geht um die Erfahrung des einzelnen, deren Leben davon beeinflusst wird, nur das zählt.
El Fee: Als wir damals Fanpost aus der kommunistischen Sowjetunion bekommen haben, von Menschen, die geschmuggelte Platten oder aufgenommene Tapes unserer Scheiben hörten, solch ein „freier Bootleg“ ist für mich viel wichtiger als alle Verkaufszahlen oder Tantiemen.
Trace: Es ist schon aufregend. Wir haben schon überall gespielt und immer wieder kommen Leute, die Platten aus aller Welt von mir signiert haben möchten. Von einigen Platten besitze ich selber keine.

Was war den euer bislang bestes bzw. schlechtestes Erlebnis mit WHITE FLAG?

Pat: Die ´86er Deutschlandtour war das beste Erlebnis für mich, das mieseste war, mit Al Bum zu touren, wirklich!
Doug: Die Deutschlandtour ´86 und die mit SATOR in Schweden ´94 fand ich am besten. Übel waren die Idioten, die dachten wir seien Nazis.
El Fee: Eigentlich war alles gut. Einiges halt mehr als andere Dinge. Die erste Deutschlandtour ist erinnerungswert in vielerlei Hinsicht. Als wir in Spanien das erste Mal überhaupt Headliner bei einem Festival waren, war auch super. Ziemlich beschissen war die Liveübertragung unseres Gigs im spanischen Radio mit 4 Millionen Zuhörern. Man sagte uns nicht, dass wir unsere Verstärker mitbringen sollten. Sie hatten keine da, so dass wir mit unseren Gitarren direkt ins Mischpult gehen mussten. Man, dass war ein beschissener Sound. Und 4 Millionen Leute konnten das hören!

Seid ihr schon mal von irgendwelchen Geschäftspartnern, Labels, Promotern enttäuscht worden?


Pat: Darüber haben wir ja vorhin schon was gesagt. Ja, aber die guten Erfahrungen wie z.B. mit Starving Missile machen das locker wieder wett.