WASTED

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Oldschool, Baby!

Die finnische Hitmaschine I WALK THE LINE (siehe Ox #74/79) dürfte mittlerweile hinlänglich bekannt sein. Einer ihrer Vorläufer, so munkelt man im hohen Norden, ist dieser Tage überraschenderweise wieder aktiv – live und auch im Studio. Wer sich also unter euch auch nur im Geringsten für melodiösen, ehrlichen und zugleich räudigen Punkrock mit Charakter interessiert, darf schon mal Pogo-Freudensprünge machen. Songs wie „The prisoner“, „Soundtrack for my escape“ oder etwa „Dead too soon“ vom (nun doch nicht?) finalen Werk „Heroes Amongst Thieves“, 2004 bei Combat Rock Industry (CRI) erschienen, sind schnell wieder im Ohr. Eine Platte, die die Mehrzahl heutiger Genre-Releases in punkto Hitdichte, Spielfreude und Charme immer noch locker hinter sich lässt. Wie dem auch sei, diese Reunion ist wichtig, denn die Band ist Punkrock in Echt. Folglich gingen an Mastermind Ville, der auch bei IWTL für Gesang und Bass verantwortlich ist, einige Fragen unter dem Motto „Zurück in die Zukunft“ gen Norden.

Ville, kannst du mir etwas zum „state of the band“ sagen? Wie fühlt es sich an, die „alten“ Lieder zu spielen? Die wenigsten haben mit einem Comeback gerechnet.

Es fühlt sich großartig an, wieder zu spielen, und macht riesigen Spaß! Im Vergleich zu unseren anderen Bands ist es auch irgendwie therapeutisch, diesen fiesen, schnellen Punkrock zu spielen. Wirklich weg waren wir eigentlich nie, selbst wenn einige das dachten. Wir spielten einfach weniger und weniger, denn jeder von uns war mit anderen Dingen beschäftigt. Während unserer „finalen“ Jubiläumstour zum Zehnjährigen 2006, fühlte es sich aber so gut an, die „alten“ Songs zu spielen, dass wir beschlossen, trotzdem weiter zu versuchen, jedes Jahr einige Shows zusammen zu spielen. Unglücklicherweise aber nur in Finnland, denn wir alle waren und sind mit unseren anderen Bands, wie etwa IWTL, einfach zu beschäftigt. Letztendlich spielten wir 2008 ganze fünf Gigs im Rahmen einer Tour durch Finnland zusammen mit HERO DISHONEST und ANOTHER SINKING SHIP und es war wirklich klasse. Alle Clubs waren ausverkauft, die Leute gingen wie verrückt ab und wir sahen viele alte Gesichter aus den Anfangsjahren. Und es gibt die neue Generation, die sicher niemals gedacht hat, uns jemals live zu sehen. Diese 18-jährigen Kids sind absolut begeistert, wenn wir spielen, und ich fühle mich richtig alt, wenn es heißt: „Mann, ich bin mit deiner Musik aufgewachsen.“ Ich denke, wir werden diesen Weg weiter gehen und immer mal ein paar Gigs im Jahr spielen.

Gibt es neue, frische Songs und Überlegungen, diese eines Tages zu veröffentlichen?

Im Moment haben wir einige neue Songs und schaffen es vielleicht, diese auch aufzunehmen und zu veröffentlichen. In jedem Fall werden wir im Mai nächsten Jahres zum zehnjährigen Bestehen von CRI neue Songs präsentieren. Es wird wirklich ein besonderes Konzert, weil alle „originalen“ CRI-Bands da spielen werden, also wir, ENDSTAND und MANIFESTO JUKEBOX. Die beiden Letzteren reformieren sich extra nur für diese eine Show.

Wird sich denn der Sound von WASTED mit den neuen Songs weiterentwickeln, oder sollten einige Dinge doch eher bleiben, wie sie waren?

Ich glaube, in einigen Fällen sollten Dinge so bleiben können, wie sie sind, und in unserem Falle sollten sie es definitiv. Ich will WASTED wirklich nicht melodischer oder experimenteller haben – dies alles kann ich bei IWTL machen, deshalb haben wir diese Band ins Leben gerufen. Wir wollten einfach andere Sounds und Stile probieren, etwas Neues schaffen. WASTED hingegen wird immer sehr „Punkrock“ bleiben. Die neuen Songs sind sogar wieder schneller und rauher als auf dem letzten Album. Ich liebe einfach diesen schnoddrigen‚ ruppigen Oldschool-Punkrock. Mit diesem überproduzierten American Rock, den sie heutzutage Punkrock nennen, kann ich dagegen gar nichts anfangen.

Denkst du, dass es in unserem Leben wichtig ist, öfter mal einige Schritte zurück zu gehen, sich seine eigenen Wurzeln bewusst zu machen, um schließlich mit neuer Power wiederzukommen – alte Flamme, neuer Esprit?

Ja, das ist selbstverständlich sehr wichtig! Andererseits ist es aber noch wichtiger, im Hier und Jetzt zu leben, etwas zu tun, und nicht in der Vergangenheit zu leben und den „guten alten Tagen“ hinterher zu trauern. Vielmehr sollten wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, neue Energien freisetzen und einfach versuchen, die Dinge besser zu machen, deshalb ist es immer wichtig, sich auch von Zeit zu Zeit mal „umzudrehen“. Natürlich liegt unser Heute im Vergangenen begründet und wird immer ein Teil von uns sein. Wir wären nicht hier, ohne früher mal gewisse Schritte getan zu haben ...

Was wird aktuell, was sollte mit WASTED dauerhaft verbunden werden?

Ich denke, diese, unsere Art Punkrock zu spielen, ist wirklich nahezu zeitlos und die Themen, über die wir singen, sind es ebenso. Vor allem kann sich fast jeder mit ihnen identifizieren, es sind ja alles Themen aus unserem täglichen Leben, unsere Texte sind sehr ehrlich und geradeaus. Unsere Songs reflektieren das Leben mit all seinen Facetten, den guten wie auch den weniger guten: Probleme, Ängste, Depressionen aber auch eine Menge Hoffnung! Eines der wichtigsten Dinge ist, nie aufzugeben und für seine Rechte und Träume zu kämpfen, egal wie ausweglos die Lage auch scheint.