TV ON THE RADIO

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David Bowies Lieblingsband

TV ON THE RADIO aus Brooklyn gehören mit ihrem ungewöhnlichen Stilmischmasch, einer Art Post-Punk/Soul/Gospel/Jazz/Electronic-Sound-Kulisse mit Agit-Pop-Tendenzen, zu den musikalisch wohl interessantesten Band dieser Tage. Interessant schon deshalb, weil sie sich dadurch weit von den ganzen gehypten New Yorker Bands abgrenzen können und nach ihrem ersten Full-Length-Release "Desperate Youth, Blood Thirsty Babes" von 2004 und der neuen Platte "Return To Cookie Mountain" Alben hingelegt haben, die ansonsten vielleicht mal alle zehn Jahre erscheinen und vor Innovation nur so strotzen. Grund genug also für ein Treffen in der angenehmen Atmosphäre des Berliner Postbahnhofs mit Sänger Tunde Adebimpe, der auch als Künstler aktiv ist und sich auf Animationsfilme spezialisiert hat, was man zum Beispiel bei seinem Video für die YEAH YEAH YEAH'S-Single "Pin" begutachten kann.



Wie seht ihr eure Weiterentwicklung, im Gegensatz zu eurem ersten Album? Euer Stil hat sich ja schon nachhaltig verändert.

Nachdem wir jetzt fast zwei Jahre auf Tour waren, ist die Band natürlich gewachsen. Wir haben sozusagen eine gemeinsame Sprache entwickelt und verstehen uns jetzt als Band musikalisch viel besser, und deshalb, so finde ich, wirken unsere neuen Songs wesentlich kompakter.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit David Bowie auf eurem Album bei dem Song Province"?

Das war schon eine sehr merkwürdige Geschichte: Dave verkaufte irgendwann mal ein Bild an David Bowies Portier und drückte ihm dazu gleich unsere erste EP in die Hand. Dann irgendwann mal, etwa ein Jahr später, waren wir in Texas auf Tour und erhielten einen Anruf von David Bowie. So nahmen dann die Dinge ihren Lauf. Er bekam die ersten Demo-Versionen unseres aktuellen Albums und war sofort begeistert. Er versprach uns daraufhin, auf unserem Album mitwirken zu wollen. Wir waren dann natürlich davon sehr angetan und fühlten uns schon sehr geehrt, mit einer Persönlichkeit wie ihm zusammenarbeiten zu können.

Es haben aber dann auch noch andere Person, wie Katrina Ford von CELEBRATION und Kazo Makino von BLONDE REDHEAD, also vorwiegend weibliche Sängerinnen mitgewirkt. Dies wiederum, verleiht eurer Musik eine feminine und erweiterte Klangfarbe, oder wie empfindest du das?

Da ich ja nicht unbedingt wie eine Frau singen kann, haha, ist es schon sehr von Vorteil, wenn andere diesen Part übernehmen. Du hast aber Recht, es zeigt eine weitere Facette von uns. Katrina zum Beispiel hat ja auch schon auf dem Album "Staring At The Sun" mitgewirkt. Einige von uns kennen sie teilweise schon aus ihrer Jugend und Dave hat ihre alten Bands wie THE JAKS damals produziert. Kazu hingegen haben wir mal vor zwei Jahren auf einem gemeinsamen Konzert in London kennen gelernt und sie daraufhin bezüglich des neuen Albums gefragt.

Welche Farbe würdest du eurer Musik geben?

Hm, interessant ... Ich würde unserer Musik nicht unbedingt eine Farbe zuordnen, sondern ich sehe es eher als ein buntes Magazincover, definitiv mit viel Blau und Gelb. Oder, besser, etwas wärmere Farben, wie das Farbenspiel eines Sonnenuntergangs ... irgendwo dort sehe ich uns.

Wie stehst du zum Thema Fernsehen? Ich weiß ja noch von unserem letzten Interview, dass du unter anderem für MTVs "Celebrety Deathmatch" gerabeitet hast?

Ich persönlich lege nicht so viel wert auf das Fernsehen. Die meiste Zeit, in der ich dieses Medium nutze, ist wohl auf Tour, neben dem Internet.

Ich habe mal auf dem deutsch-französischen Kultursender ARTE einen Bericht gesehen, in dem auch ihr vorgekommen seid und wo behauptet wurde, dass momentan die afroamerikanischen Indie-Bands schwer im Kommen sind? Wie siehst du das?

Also einen Trend sehe ich da nicht, aber wenn ich so zurückblicke, dann waren in den letzten Jahren höchstens zwei bis drei Schwarze auf einem guten Indie-Konzert. Heute sind es vielleicht zehn bis fünfzehn. Also schon eine deutliche Steigerung. Was mich persönlich natürlich freut.

Ist es vielleicht darauf zurückzuführen, dass afroamerikanische Jugendliche keine Lust mehr auf dieses dämliche Gehabe der Hip-Hop-Szene haben?

Sicher siehst du immer noch die meisten Jugendlichen, die sich wie Rap-Stars kleiden und ihre ziemlich daneben wirkenden Verhaltensweisen kopieren, um in der Schule oder auf der Straße respektiert zu werden. Andererseits freut es mich immer mehr zu sehen, dass sie eine Art Anti-Haltung entwickeln und sich mehr für Gitarren- beziehungsweise Indie-Musik interessieren.

Axel Redlich & Nicole Wegner