Normalerweise läuft es andersrum: Puertoricaner verlassen die Karibikinsel, die ein inoffizieller Bundesstaat der USA ist, und gehen vorzugsweise nach New York. Entsprechend groß ist die dortige Community. Im Fall von Kevin Cole, Sänger und Gitarrist, und einziges verbliebenes Urmitglied der New Yorker Band THE TURBO AC’S, lief es andersrum: Kevin hatte vor ein paar Jahren die Schnauze voll von NewYork City und wanderte nach Puerto Rico aus, eröffnete dort wie zuvor schon in New York eine Pizzeria. Eine weitere Veränderung im Leben des Musikers, der schon in jungen Jahren mehr Punkrock-Straßenkötererfahrungen gemacht hat als die meisten von uns. Nach der Show im Düsseldorfer Pitcher im Sommer setzte ich mich mit Kevin zusammen und wir schwelgten in Erinnerungen – zufälligerweise war ich es gewesen, der vor zwanzig Jahren in einem Essener Jugendzentrum die erste Europa-Show seiner Band veranstaltet hatte.
Kevin, kannst du dich noch erinnern, was euch 1996 erstmals nach Europa führte?
Wir kamen auf Tour, weil unsere Platte damals zuerst in Europa erschien. Unser US-Label Blackout war mit dem Major MCA verbandelt und da gab es Stress, weshalb beschlossen wurde, die Platten via Europa zu veröffentlichen. Die wurden also in Europa gepresst und waren in den USA nur als Import erhältlich. So weit, so gut. Und für unsere bekannteren Hardcore-Labelkollegen SHEER TERROR und H2O funktionierte das auch ganz gut, aber für uns als noch relativ unbekannte Punkband nicht so recht – manche Leute dachten, wir kommen aus Schweden oder England. Auf unsere erste US-Tour mussten wir sogar ohne Platten gehen – die kamen nicht rechtzeitig an, die wurden, so wurde mir gesagt, bei einem „chemical meltdown“ am Flughafen zerstört, sind verbrannt. Zumindest wurde mir das am Telefon erzählt. Und während ich dieses Telefonat führte, kritzelte ich auf einer Papierserviette herum und dabei entstand der Totenkopf mit Schraubenschlüsseln, der dann unser Logo wurde – quasi als Symbol dafür, wie man uns, wie man in den USA sagt, Schraubenschlüssel ins Band-Getriebe warf.
Und weil man euch für Europäer hielt, gingt ihr dann einfach da auf Tour?
Wir dachten uns, wenn die Platte schon in Europa erschienen ist und das Feedback ganz gut war, dann könnten wir es mal versuchen. Aus dem ersten Anlauf wurde aber nicht so recht was, wir hatten kaum Auftritte und durften deshalb im Kulturzentrum Schlachthof in Wiesbaden in einem Zimmer übernachten. Wir hatten auch ein paar Shows in Italien geplant, aber der Tourbooker verschwand einfach – wir waren dort als New York-Hardcore-Band mit Sängerin angekündigt worden, haha. Und so verbrachten wir auch in Italien ein paar Nächte in einem besetzten Haus, haha. Die erste Show war aber in Essen, die hattest du in einem Jugendzentrum organisiert. Wir waren spät dran, wie immer, und dann musste Mike auch noch seinen Bass neu stimmen, denn damals hatten die Flugzeuge noch keine Frachträume mit Druckausgleich, und damit die Saiten nicht reißen, hatte er die alle rausnehmen müssen ... Der Sound war entsprechend. Trotz allem war die Tour eine tolle Erfahrung, wobei wir das Problem hatten, nicht genug Songs zu haben – und das europäische Publikum lässt einen ja nicht nach einer halben Stunde wieder von der Bühne. Also spielten wir das Set zweimal. Tja, und 20 Jahre später sitze ich wieder hier ...
... als einziger von der damaligen Besetzung. War es immer schon „deine“ Band?
Ja. Es gab eine kurze Phase, in der wir alle zusammen Songs schrieben, aber irgendwie war ich abgesehen davon immer der Hauptsongwriter und kümmerte mich um alles. Es kann ganz schön hart sein, eine Band am Laufen zu halten. Ich bin jemand, der ständig irgendwelche Ideen hat, und das kann manchmal ein Segen, manchmal ein Fluch sein. Habe ich keine Ideen, werde ich depressiv und fühle mich wie ein Zombie – zum Glück kommt das nur selten vor. Es gibt Menschen, die über andere Leute sprechen oder über die Nachrichten. Und es gibt solche, die über Ideen reden. Andere Menschen, die News – darüber rede ich nicht, sondern lieber über meine Ideen. Das geht soweit, dass die meisten meiner Freunde fast schon Angst haben, wenn ich sie anrufe: „Ich habe eine Idee!“ „Du schon wieder, was hat du jetzt wieder vor?“ Hahaha. Ja, Kevin mal wieder mit seinen Einfällen ... Das bedeutet nämlich, dass sie ihren Arsch vom Sofa erheben und irgendwas tun müssen. Aber egal, wie verrückt auch immer meine Ideen sein mögen, wichtig ist es, irgendwas zu tun. Und was wir tun, bedeutet anderen Menschen etwas. Und nur das ist wichtig. Damit reich zu werden wäre super, ich wäre gerne reich – ich denke, ich wäre ein guter Reicher. Kannst du dir vorstellen, was ich mit all meinen Ideen und viel Geld anstellen könnte? Aber egal, irgendwie habe ich die Regeln nicht drauf, die man beherrschen muss, wenn man reich werden will. Ich habe nur meine Ideen, und mit etwas Glück tragen die mich zur nächsten Idee. Und ich hoffe, meine Ideen geben den Menschen und der Szene, aus der ich komme und die mich ernährt, etwas zurück. Und deshalb bin ich hier.
Was war deine letzte Idee? Was stand in der letzten E-Mail, die du dir selbst geschickt hast?
Mein Smartphone ist voll mit Sprachnotizen für irgendwas. Schon früher hatte ich ein Diktiergerät für Songideen, da plapperte ich irgendwas drauf, eine Idee für eine Melodie oder einen Rhythmus – für Außenstehende muss sich das immer seltsam anhören. Da man nie weiß, wann einen eine Idee überkommt – mal sind es zehn am Tag, mal nur eine –, ist es gut, wenn man sein Telefon immer bei sich hat. Und wenn keine Idee kommt, fühle ich mich schlecht. Ich habe irgendwann rausgefunden, dass andere Künstler und Musiker genauso arbeiten, und das hat mich beruhigt.
Wurde dir das Musische bereits in die Wiege gelegt?
Meine Mutter war Opernsängerin, also wurde mein Interesse für Musik schon früh geweckt. Ich lernte Klavierspielen, aber war nicht gut und gab es bald schon wieder auf. Immerhin habe ich es nicht ganz verlernt, wenn man mich dazu zwingt ... Das Schlagzeugspiel lag mir mehr, ich sah schon im Alter von sechs oder sieben einige Jazz-Ensembles und spielte da auch mal mit. Und deshalb war ich ursprünglich auch Schlagzeuger. Ich wollte aber immer schon Gitarre spielen, meine Mutter erlaubte es aber nicht – das Instrument war ihr nicht „klassisch“ genug. Und schon als Kind fing ich an Musik aufzunehmen, ich habe kistenweise Musikkassetten. Ganz schön bekloppt, was ich damals so gemacht habe, haha. Ich habe mir da teilweise richtig Mühe gegeben.
Hattest du damals bereits die Vision, mal eine Band haben zu wollen, oder an welcher Stelle traten Rock’n’Roll und Punk in dein Leben?
Punk trat 1981 in mein Leben. Ich mochte vorher schon eher seltsame Musik, aber mit elf, zwölf fing ich an, Drogen zu nehmen, entdeckte THE CLASH und die SEX PISTOLS. Ich lebte in Chicago, die Szene dort war New York oder LA fünf Jahre hinterher. Leute aus San Diego, die nach Chicago gezogen waren, machten mich dann mit dem kalifornischen Punkrock vertraut, DEAD KENNEDYS und so weiter. Mit 13 ging ich dann auf mein erstes Konzert – RIISTETYT aus Finnland zusammen mit RAW POWER aus Italien und RIGHTS OF THE ACCUSED aus Chicago. Mit RIGHTS OF THE ACCUSED war ich befreundet, und nach dem Konzert gingen wir Eis essen. Daran schließt eine ziemlich verrückte Geschichte viele Jahre später aus New York an: Ich lebte schon in New York und WHITE ZOMBIE waren eine richtig noisige Band aus der Lower East Side, die echt cool waren, aber außerhalb der Noiserock-Szene kannte die noch keiner. Und Jay von WHITE ZOMBIE, der RIGHTS OF THE ACCUSED gegründet hatte, kam eines Tages in den Pizzaladen rein, ich dem ich damals arbeitete, um sich als Pizzabote zu bewerben. So trafen wir uns wieder. Ich sagte meinem Boss, der sei cool, er bekam den Job, und so waren wir eine ganze Weile Kollegen. Und WHITE ZOMBIE kamen regelmäßig zum Essen in diese Pizzeria auf der Avenue A. Na ja, das war, bevor sie groß und bekannt wurden, dafür packten sie ihren ganzen Besitz in ihren Van und gingen sie nach L.A., die waren komplett abgebrannt ...
Du erwähntest gerade Pizza. Neben Punkrock ist das die andere Konstante in deinem Leben, du arbeitest schon ewig als Pizzabäcker, hattest in NYC eine Pizzeria und jetzt in Puerto Rico.
Schon als Kind liebte ich Pizza, und meine Mutter sorgte dadurch für Abwechslung, dass wir uns jeden Tag woanders Pizza bestellten, haha. So gab es immer was anderes zu essen. Und ich machte früh die Erfahrung, dass jeder die Pizza anders macht. Ich liebe Pizza, ich mag es, für andere Pizza zu machen, und ich sehe eine große Parallele zur Musik: Du machst etwas, was Menschen zusammenbringt. Zusammen essen, gemeinsam Musik hören, das hat etwas Einendes, das bereitet mir Freude.
Wie wurde aus dem Pizzaesser dann ein Pizzabäcker?
Ich lief mit vierzehn von zuhause weg, vermied die Bullen, vermied Überwachungskameras, lebte im „Schatten“. Ich lebte auf der Straße, in besetzten oder leerstehenden Häusern, reiste quer durch die USA. Irgendwann landete ich in Atlanta, da gab es eine echt gute Szene, viele Squats mit Jugendlichen in meinem Alter. Wenn man auf Punkkonzerte geht und mit anderen Punks rumhängt, fragt keiner nach deinem Alter. Ich war da keine Ausnahme, es gab in der Szene viele jugendliche Ausreißer meines Alters. Wir hingen auf der Straße ab, bettelten, raubten auch mal jemand aus, was immer beim Überleben half. Und wir arbeiteten auch, in Atlanta gab es damals immer Tagelöhnerjobs, über sogenannte „labour pools“. Steine schleppen auf dem Bau und all so was.
Kinderarbeit in den USA in den Achtzigern, das gab es?
Kinder durften da ja nicht arbeiten. Man stellte sich einfach mit all den anderen in eine lange Schlange, und dann saßen da eben ein paar Typen mit Iros zwischen vielen anderen, die für einen Tag einen Job suchten, und warteten, dass sie jemand haben will. Abbrucharbeiten zum Mindestlohn, keiner fragte dich nach deinem Alter. Am Ende des Tages bekamst du 35 Dollar Cash, das reichte für Pizza und Bier. So machten das fast alle in der Punkszene dort, und da traf ich dann auch die Jungs von den ANTI-HEROES, wurde Schlagzeuger von einer der ersten und wichtigsten Oi!-Bands der USA – und rasierte meinen Iro, hatte eine Glatze. Ich war dann in der Skinhead-Szene, hörte Oi! und Ska. Es gibt ja diesen ANTI-HEROES-Song „Disco riot“, und dahinter steckt eine wahre Geschichte: Es gab da eine Prügelei in einer Kneipe, wobei ich nicht selbst dabei war, ich hatte nach einem Autounfall mit einem Fahrer auf Acid – der andere Fahrer, der uns rammte, war auf Heroin – einen gebrochenen Kiefer und lag im Krankenhaus. Jedenfalls kamen die Cops in diese Bar, checkten schnell, dass die Punk-Kids da alle Ausreißer waren und sackten die ein. Also nahm ich meine 35 Dollar und fuhr mit dem nächsten Greyhound-Bus nach New York. Ich war 15, hatte einen gebrochenen Kiefer und wusste nicht wohin. Ich hing mit ein paar Weirdos und Perversen rum und merkte, dass das alles nicht das war, was ich mir vom Leben erwartet hatte, ich wollte wieder in die Schule gehen, was aus mir machen, nicht mehr irgendwo mit Verrückten, Freaks und Junkies hausen. Also ging ich zurück nach Chicago.
Und deine Mutter nahm dich wieder auf?
Nein. Die war zwar nicht mehr mit dem Typen verheiratet, wegen dem ich eigentlich abgehauen war, aber machte jetzt mit dem Schulfreund meiner Schwester rum ... Ich wollte einfach nur wieder zur Highschool gehen und brauchte einen Job, und so wurde ich Pizzabäcker – tagsüber Schule, abends Arbeit. Nach zwei Jahren hatte ich meinen Abschluss, das war so ein Sonderprogramm für Problemjugendliche wie mich. Ich habe viel beschissen, okay, aber egal, ich musste arbeiten, um mir eine Wohnung leisten zu können, und ich schaffte es. Und ich muss sagen, dieses Förderprogramm war eine gute Sache, ich habe es geschafft, ich habe heute meine eigene Pizzeria.
Was hast du damals gelernt? Regeln zu befolgen?
Nein. I don’t care about following the rules. Und deshalb sitze ich jetzt hier. Ich habe es noch nie mit dem Befolgen von Regeln und Anweisungen gehabt. Disziplin ist was ganz anderes, das habe ich vom Punkrock gelernt. Und seinen Job ordentlich zu machen, das ist Veranlagungssache, ich glaube nicht, dass da die Schule oder sonst jemand Einfluss darauf hat. Ich habe schon mit vielen Leuten gearbeitet, viele Angestellte gehabt, und Disziplin und Ordnung, die hat man eben oder nicht – das ist nichts, was man jemandem beibringt. Und so habe ich auch gelernt, ein Boss zu sein, was nicht immer leicht ist.
Was für ein Boss bist du?
Ich denke, meine Angestellten arbeiten für mich, weil sie mich respektieren und mögen. Und sie sehen, dass ich mehr und härter arbeite als sie selbst. Ich halte nichts davon, Menschen Angst zu machen, sie unter Druck zu setzen – das habe ich einfach nicht drauf. Man hat dann gute Angestellte, wenn die Spaß an der Arbeit haben und es cool finden, wie da alles läuft. Es ist einfach immer gut, wenn du einen Job hast, zu dem du gerne gehst, auf den du stolz bist, von dem du mental etwas mitnimmst. In New York fand ich es schwerer, meine Pizzeria zu führen. Du kamst etwa mit einer Idee wie einheitlichen T-Shirts an und als Reaktion kam nur ein Stöhnen. In Puerto Rico dachte ich erst, es wäre schwerer, gute Leute zu finden, aber ich stellte dann fest, dass die Menschen dort mehr Respekt vor ihrem Job haben und auch einen gewissen Stolz empfinden. Und die konnten es kaum erwarten, ihre Arbeitskleidung zu bekommen. Und als ich nicht an Namensschilder gedacht hatte, machten sie selbst welche. Das hat mich wirklich beeindruckt. Meine Pizzeria ist etwas „alternativer“, ein cooler Laden, und wer da arbeitet, der kann seine Tattoos und Piercings offen zeigen, was andernorts ein Problem ist. Und wenn mich eine Kellnerin fragt, ob sie morgen mit grünen Haaren zur Arbeit kommen kann, dann stört mich das natürlich nicht – ich sage ihr, sie solle ein besonders leuchtendes Grün nehmen, haha. Die sind also echt dankbar, dass sie in so einem coolen Laden arbeiten können.
Wie muss man sich deine Pizzeria vorstellen?
Der Revolution Pizza Shop ist in Luquillo im Osten von Puerto Rico, direkt am Strand und am Rande des El Yunque-Regenwaldes, einem Nationalpark. Man kann da surfen, angeln, wandern, und San Juan, die Hauptstadt, ist nur 30 Minuten entfernt. Und es gibt übrigens auch eine Punkszene in Puerto Rico. Nach 25 Jahren in New York City bekam ich vor ein paar Jahren das Angebot, diesen Laden zu übernehmen, und ich zögerte nicht. Es ist großartig da, genau so was wollte ich immer machen, und von New York hatte ich sowieso die Schnauze voll. Was immer einem die Stadt an Möglichkeiten bietet, ich nutzte sie nicht mehr, wobei ich schon sagen muss, dass ich die Vielfalt von New York vermisse. Oder einfach durch die Stadt zu laufen, mit der U-Bahn zu fahren, alle Eindrücke in sich aufzunehmen, dass all das von Menschen erbaut wurde, das hat schon was. Oder die Kunst ... Das vermisse ich in Puerto Rico, diese Art der Inspiration, aber dafür hast du die Schönheit der Landschaft. Ich kann mir einfach nicht mehr vorstellen, in New York zu leben. Es gibt in New York jetzt Kids, die zwanzig Jahre jünger sind als ich und sich kreativ ausleben, und die machen das super. Ich habe nicht resigniert oder so, aber es war einfach nicht mehr mein Ding.
Der alte Kevin erinnerte mich an Travis Bickle aus „Taxi Driver“. Wer ist der neue Kevin?
Hahahahaha, okay, irgendwie hast du Recht. Wenn es mal „Taxi Driver 2“ geben sollte, wird man feststellen, dass der gar nicht gestorben ist, sondern es geschafft hat, nach Puerto Rico gezogen ist, eine kleine Bar besitzt und sich seines Lebens freut. Siehst du, und schon habe ich wieder eine Idee: „Taxi Driver 2“ ... Allerdings wäre das so ein Feel good-Movie, denn er ist da glücklich und zufrieden.
... und im Soundtrack gibt’s nur Reggae.
Hahaha, ja, Mann, aber hey, so ein Leben am Strand in der Karibik wollen wir doch alle! Neulich war sogar Captain Poon von GLUECIFER zu Besuch.
Noch schöner wäre ja der Besuch von Pål Pot Pamparius gewesen, der seinerzeit bei TURBONEGRO ausstieg, um sich Pamparius Pizza zu widmen.
Stimmt, aber es gibt bei mir tatsächlich Pamparius Pizza, und an dem Belag habe ich zusammen mit Happy Tom gearbeitet: Jarlsberg-Käse, karamellisierte Zwiebeln und Chorizo. Die Leute stehen drauf.
Und vegane Pizza?
Gibt es auch, die heißt „World Peace“. World peace can be done! Und natürlich ist das eine Anspielung auf die CRO-MAGS. Sowieso ist der Teig bei uns immer vegan. Da ist Broccoli drauf, Spinat, rote Zwiebeln, Pilze ... Wobei es gar nicht so leicht ist, in Puerto Rico frisches Gemüse zu bekommen. Die Bauern dort sind leider ... sehr faul. Theoretisch wächst da alles, das ist ja in den Tropen, aber irgendwie haben sich die Leute daran gewöhnt, dass man alles importiert, so hat sich die Kultur da eben entwickelt. Das Land hat jedenfalls eine Menge Potential. Immerhin gibt es ein paar Biobauern dort, und ich versuche, möglichst viel von denen zu kaufen. Der Rucola und das Basilikum von denen ist der Hammer! Aber Tomaten und so baut da keiner an.
Wie klappt es mit dem Loslassen? Läuft der Laden ohne dich?
Ich bin jetzt zwei Wochen weg, und das ist bisher meine längste Abwesenheit. Nach zwei Jahren muss das jetzt aber klappen, und meine Leute müssen sich jetzt eben anstrengen. Ich versuche da jetzt auch anders vorzugehen, bei meinem Laden in New York hatte ich mir einfach zuviel aufgehalst, und so versuche ich jetzt anderen beizubringen, wie alles funktioniert. Ich verbringe viel Arbeitszeit damit, andere einzuarbeiten. Klar, ich kann alle Tätigkeiten selbst ausführen, aber wenn ich das mache, lernt ja keiner von den Angestellten was. Das klappt mittlerweile und so kann ich es mir erlauben, auch mal nach Europa zu fliegen und mit meiner Band ein paar Shows zu spielen. Genau so hatte ich mir das immer vorgestellt, und ich hoffe, das läuft jetzt einfach so.
Was ist eigentlich mit einem neuen Album?
Live sind die Reaktionen auf die neuen Songs gut, von daher bin ich als Songwriter wohl nicht schlechter geworden, sondern eher besser. Ich denke, das Album wird wie immer ein bisschen anders klingen als die davor, denn Evolution ist wichtig. Ich werde aber niemals etwas machen, was die Integrität der TURBO AC’S gefährdet, denn die Energie und der musikalische Fokus müssen gewährleistet sein – niemand muss Angst vor einem Reggae-Album haben, haha. Ich habe eine Menge Ideen, und so wird es ein typisches TURBO AC’S-Album werden, daran ändert auch die Tatsache nichts, dass ich jetzt im Paradies lebe und nicht mehr in New York. Als Vision existiert das Album bereits, es muss nur noch aufgenommen werden, doch ich setze mich nicht unter Druck, nur Qualität zählt. Diese Entscheidung traf ich vor vielen Jahren schon, es muss zu „Automatic“-Zeiten gewesen sein. Lieber mache ich nichts, als etwas halbherzig zu tun.
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