TONY SLY

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Rest in peace

Am 31. Juli 2012 starb NO USE FOR A NAME-Frontmann Tony Sly mit gerade mal 41 Jahren – er wachte morgens einfach nicht mehr auf. Mit „The Songs Of Tony Sly: A Tribute“ veröffentlichte das langjährige NUFAN-Label Fat Wreck nun eine 26 Songs umfassende Compilation, deren Erlöse an den Tony Sly Memorial Fund gehen, um Tonys Frau Brigitte und seine Töchter Fiona und Keira finanziell zu unterstützen. Unter den Bands, die sich Slys musikalischen Schaffens angenommen haben, ist alles, was in Sachen Punkrock Rang und Namen hat: MAD CADDIES, RISE AGAINST, BAD RELIGION, NOFX, SNUFF, THE BOUNCING SOULS, LAGWAGON, Frank Turner, PENNYWISE, ALKALINE TRIO, Brian Fallon, YELLOWCARD, SWINGIN’ UTTERS, USELESS ID, ANTI-FLAG, Joey Cape und viele andere. Wäre der Anlass nicht so traurig, könnte man richtig Spaß haben an dieser Verbeugung vor einem verdammt netten Menschen. Wir baten drei der beteiligten Musiker, uns ihre ganz persönliche Tony Sly-Geschichte zu erzählen.

Chriss Cresswell, THE FLATLINERS:
Tony Sly habe ich 2007 zum ersten Mal in einem 7-Eleven-Laden in Reno getroffen. Wir waren von Chicago aus quer durch die USA gefahren, um mit NO USE FOR A NAME eine kurze Tour entlang der Westküste zu spielen. Vor der ersten Show war ich die Straße vom Club aus entlang geschlendert, um eine Kleinigkeit zu essen zu kaufen, nur um dann im Laden zu erfahren, dass jemand kurz vor mir den letzten Taco stibitzt hatte. Normalerweise hätte ich einfach etwas anderes gewählt, um meinen wahnsinnigen Hunger zu stillen, aber mein unbändiges Verlangen nach genau diesem fettigen, klebrigen Fladenbrotzylinder schloss alle anderen Möglichkeiten aus. Deshalb verließ ich den Laden mit leeren Händen und blieb für einige Minuten davor stehen, um eine Nachricht auf meinem Handy zu lesen.

Einen Moment später trat Tony aus dem Laden, einen Taco in der Hand. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass er es gewesen war, der vor mir in der Schlange gestanden hatte. Da ich ein riesiger NO USE FOR A NAME-Fan war, hatte ich mir mein erstes Zusammentreffen mit Tony Sly nicht unbedingt in einem 7-Eleven ausgemalt. Also stellte ich mich etwas verlegen vor und während wir zurück zum Club liefen, begannen wir uns zu unterhalten. Bevor unser Spaziergang zu Ende war, fragte ich ihn noch, wie sein Taco schmeckte. Kurz vor dem letzten Bissen antwortete er: „Ekelhaft“. Tony war ein stiller, ehrlicher, talentierter und großzügiger Mann. Meine Zeit mit ihm auf Tour werde ich nie vergessen, und meine Ohren werden für immer mit dem Klang seiner wirklich inspirierenden Songs gefüllt sein.

Ryan Key, YELLOWCARD: 2002 erreichte uns der Anruf, dass NO USE FOR A NAME uns als Support auf ihrer US-Tour dabei haben wollten. Ich weiß nur noch, dass wir vollkommen überrascht und begeistert waren. Es war einfach ein Moment, in dem ein Traum tatsächlich wahr wurde. Wir hören alle sehr verschiedene Musik und ziehen daraus unsere persönlichen Einflüsse, aber NO USE FOR A NAME waren immer eine Band, die uns allen wichtig war. Tony und seine Musik waren eine große Inspiration für jedem von uns. Ich glaube, dass man davon auch sehr viel auf unseren ersten Alben hören kann. Wir waren Fans und plötzlich die Möglichkeit zu bekommen, Freunde zu werden, war etwas, das wir für immer in Erinnerung behalten werden.

Ishay Berger, USELESS ID: Über die Jahre hatten wir das Glück, in Tony Sly und NO USE FOR A NAME gute Freunde zu finden, und wir hatten eine Menge Spaß zusammen. Diese Jungs haben uns überall mit auf Tour genommen, in Europa, Kanada und den USA, wie waren zusammen bei der Warped Tour, bei der Tony uns geholfen hat, unser Album „No Vacation From The World“ zu produzieren, wir verbrachten viel Zeit in ihrem Tourbus und Tony hat dabei stets gelacht und auf uns aufgepasst. Im Februar 2009 haben NO USE FOR A NAME in unserer Heimatstadt Tel Aviv mit uns zwei Shows gespielt und einige Tage dort verbracht.

An einem Abend, nach einer Party in dieser Bar, in der NO USE FOR A NAME zuvor eine Akustikshow gespielt hatten, sind Tony und ich losgegangen, um Pizza zu kaufen und wir fingen an, uns zu unterhalten. Ich weiß noch, dass wir über die verschiedensten Dinge gesprochen haben – Touren, befreundete Bands, Familie, Sucht, das und noch vieles mehr. Als wir fertig gegessen hatten, setzte ich Tony in ein Taxi, bei dem der Fahrer natürlich noch versuchte, ihn übers Ohr zu hauen, wie sie es hier mit jedem Touristen tun. Ich erinnere mich, wie ich danach nach Hause ging und darüber nachdachte, was für eine unfassbar freundliche Person Tony ist, und wie surreal es ist, jemanden zu seine Freunden zählen zu dürfen, mit dessen Band und dessen Musik man selbst und alle seine Freunde aufgewachsen sind.

Immer noch gehe ich in dieselbe Bar, dieselbe Pizzeria und ich laufe noch immer durch die Straßen, die Tony und ich ziemlich betrunken entlang gestolpert sind und jedes Mal denke ich an die Zeit mit meinen fantastischen Freunden NO USE FOR A NAME in Tel Aviv zurück. Ich werde die Zeit, die ich mit diesem tollen Menschen verbracht habe, niemals vergessen, und so traurig ich auch bin, dass er nicht mehr da ist, bin ich froh, dass ich das Glück hatte, ihn kennen lernen zu dürfen.

Übersetzung: Hannah Lang