Tomas Eriksson (IMPERIAL STATE ELECTRIC)

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My Little Drummer Boy – Folge 22

Tomas Eriksson wurde 1980 in Schweden geboren und trat erstmals 1999 als Drummer von CAPTAIN MURPHY in Erscheinung, mit denen er zwei Alben veröffentlichte. Ende 2008 spielte er mit Nicke Andersson in dessen Coverband COLD ETHYL, aus der 2010 dann IMPERIAL STATE ELECTRIC wurde.

Tomas, die erste Frage ist bei allen Drummer Boy-Interviews immer die gleiche: Hast du als Kind schon in der Küche deiner Eltern auf Töpfen und Pfannen getrommelt?


Nicht wirklich. Als ich acht oder neun Jahre alt war, teilte ich mir mit meinem fünf Jahre älteren Bruder in dem Haus, in dem wir aufwuchsen, ein Zimmer. Eines Tages brachte er ein Schlagzeug mit, das er sich von einem Freund geliehen hatte, und baute es in unserem Zimmer auf. Eigentlich spielte er Gitarre. Natürlich habe ich es ausprobiert. Verdammt, da stand plötzlich ein Schlagzeug – mitten in meinem Zimmer! Ich habe es ausprobiert und war sofort angefixt.

Hast du je Unterricht genommen?

Ja. Ich habe zunächst viel auf dem Schlagzeug getrommelt, das mein Bruder mitgebracht hatte und es dauerte nicht lange, bis ich mehr lernen wollte. Anfänglich habe ich viel Hi-Hat und Snare geübt, denn ich hatte keine Ahnung, wie man die Kickdrum spielen sollte. Ich brauchte also etwas Anleitung. Ich ging also zur örtlichen Musikschule, wo jeder Anspruch auf eine Unterrichtsstunde in der Woche hat, etwas, das von der schwedischen Regierung angeboten wird. Manchmal überschnitten sich die Stunden mit dem normalen Unterricht und ich musste früher gehen. Ich habe es immer genossen, wenn ich meinen Klassenkameraden sagen konnte: „Ich muss jetzt gehen. Ich muss Schlagzeug spielen.“ Später habe ich dann Musik und Schlagzeugspielen studiert.

Hast du je Unterricht gegeben?

Nicht wirklich, obwohl ich manchmal darüber nachgedacht habe. An der Schule war ich mal für kurze Zeit Auszubildender meines Schlagzeuglehrers, aber da hatte ich gerade selbst erst meinen Abschluss gemacht und fühlte mich als Lehrer beziehungsweise als jemand, der lernt, Lehrer zu sein, irgendwie unwohl, was auch daran lag, dass einige meiner Freunde immer noch zur Schule gingen.

Wann und wie hast du dein erstes Drumset bekommen?

Neben dem, das mein Bruder sich ausgeliehen hatte und das er nach einiger Zeit auch wieder zurückgeben musste, haben mir meine Eltern eins gekauft. Ich denke, dass sie gespürt haben, dass meine neue Leidenschaft keine Eintagsfliege war, sondern mir wirklich etwas bedeutete. Es war ein schwarzes Standard Trax-Kit mit zwei Hängetoms, einer Standtom, Snare und Bassdrum. Da muss ich etwa zehn gewesen sein.

Gab es Bands, die dich dazu brachten, Trommler werden zu wollen?

Ich habe immer meinen älteren Bruder bewundert und hörte auch die Bands, die er gut fand. Das waren vor allem Glam- und Sleazerock-Bands wie TWISTED SISTER, MÖTLEY CRÜE, SKID ROW oder POISON. Man darf nicht vergessen, dass dies noch in den Achtzigern war. Als ich neun wurde, 1989, schenkte mir mein Bruder „Appetite For Destruction“ von GUNS N’ROSES. Ich habe es mir immer und immer wieder angehört. Es war anders als die anderen Bands, die mir mein Bruder zuvor gezeigt hatte – anders und vor allem besser. Etwa zeitgleich brachte mein Bruder das erwähnte Schlagzeug mit nach Hause und ich musste einfach zu trommeln beginnen.

Gab es irgendwelche Alben, zu denen du trommeln wolltest?

Wie erwähnt war das „Appetite For Destruction“. Später habe ich es genossen, zu alten James Brown-Platten zu spielen. Ich denke, dass man verdammt viel dabei lernen kann, wenn man längere Zeit denselben Beat spielt und in den Groove findet.

Welche Trommler hast du bewundert oder tust es immer noch?

Ich mag die klassischen Drummer, die überlebensgroßen wie Ringo Starr, John Bonham und Keith Moon. Ich muss zugeben, dass ich, bevor ich mit Nicke spielte, nie sehr viel KISS gehört habe, muss aber heute sagen, dass ich inzwischen ein großer Peter Chriss-Fan geworden bin. Dann gibt es da noch Phil Rudd von AC/DC oder Ronnie Tudd, der bei Elvis gespielt hat. Die Liste könnte endlos fortgesetzt werden.

Die einzige mir bekannte Band, in der du vor IMPERIAL STATE ELECTRIC gespielt hast, sind CAPTAIN MURPHY. Wie bist du mit Nicke in Kontakt gekommen?

Ende 2008 rief er mich an und fragte mich, ob ich Lust hätte, bei COLD ETHYL zu trommeln, einer Hausband des Klubs Fanclub, der einmal monatlich im Debaser Slussen in Stockholm stattfand. Tobias Egge und Dolf de Borst spielten auch bei COLD ETHYL. Als Nicke dann plante mit IMPERIAL STATE ELECTRIC zu touren, fragte er uns alle. Ich denke, dass er mich noch aus meiner Zeit bei CAPTAIN MURPHY kannte, denn wir haben ein paar Mal mit den HELLACOPTERS gespielt. Außerdem hatten wir mit Chips Kiesby denselben Produzenten.

Wie ist es für dich, in einer Band zu spielen, in der der Bandleader und Songwriter selbst ein sehr guter Drummer ist?

Manchmal ist es auch eine große Herausforderung, denn Nicke weiß genau, was er mag und was er will. Aber ich mag diese Herausforderungen, denn auf diese Art und Weise kann ich mein Schlagzeugspiel verbessern und weiterentwickeln.

Ist die Tatsache, dass zwei Drummer in der Band sind, inspirierend?

Ja, definitiv. Es erinnert mich an die Zeit, als ich Musik studierte. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich von anderen Schlagzeugern mindestens genauso viel lernen konnte, wie von meinem Lehrer. Es gibt immer diese Momente, in denen du jemanden fragst: „Unglaublich. Wie spielst du dieses oder jenes?“ Und dann probierst du es, aber es klingt immer nach dir, selbst wenn du es eins zu eins kopierst. Das ist für mich mit das Faszinierendste am Schlagzeugspielen. Aber das gilt sicherlich auch für jedes andere Instrument.

Hat sich dein Drumkit über die Jahre verändert?

Ja, als ich anfing mit IMPERIAL STATE ELECTRIC zu spielen, verwendete ich ein Standard-Setup mit einer Bassdrum, einer Standtom und einer Hängetom. Heute habe ich drei Hängetoms und Nicke will, dass ich noch eine zweite Bassdrum dazu nehme, haha.

Hat das Älterwerden einen Einfluss auf dein Schlagzeugspiel? Wie hältst du dich fit?

Nun, ich schwitze heutzutage wesentlich mehr, haha. Das kann aber auch daran liegen, dass die Konzerte intensiver und vor allem länger sind als damals bei CAPTAIN MURPHY. Ich laufe ein wenig und trainiere auch sonst etwas, aber ich schätze, dass ich da durchaus mehr machen sollte.

Trommelst du lieber im Studio oder auf der Bühne?

Ich spiele definitiv lieber live als im Studio, denn ich mag das sofortige Feedback, das es eben nur bei Konzerten gibt. Man bekommt irgendwie das zurück, was man zu geben bereit ist. Bei Aufnahmen im Studio merkt man manchmal erst viel später, ob man gut gearbeitet hat, denn erst wenn ein Song komplett aufgenommen wurde mit allen Gitarren und dem Gesang, hört man, ob es wirklich passt.

Wie oft übst du heutzutage noch?

Ich spiele derzeit in drei Bands, IMPERIAL STATE ELECTRIC, ALONZO & FAS 3 und SPIRITS. Daneben bin ich noch bei anderen Projekten involviert, so dass ich verdammt viel übe, aber eigentlich nie alleine. Es ist sehr schwer, die Zeit zum Üben zu finden, wenn man in so vielen Bands spielt und dazu noch arbeiten geht. Als ich noch Musik studiert habe, übte ich natürlich viel alleine. Damals war ich sehr auf richtiges Üben fixiert und hatte kaum Zeit für eine Band. Nach meinem Abschluss war ich aber ziemlich scharf darauf, wieder in einer Band zu spielen. Das war die Zeit, als ich mit Leuten zu spielen begann, aus denen später CAPTAIN MURPHY werden sollte.